Zerreissen

1. Man zurreysst ebenso mehr einen beutel, als vil.Agricola I, 73; Latendorf III, 199; Gruter, I, 58; Petri, III, 9.

Spott auf die, welche gleich mit ihrem Beutel bei der Hand sind, um sich mit ihren Auslagen wichtig zu machen.

Lat.: Rumpitur utilius pro multis una crumena: non par gratuitas institor ullus habet. (Glandorp, II, 243.)


*2. Deshalb werd' ich mich nicht zerreissen.

D.h. durchaus nicht übereilen. »Bey sulchen Loiten, die Geld hoan, dass es (dass sie es) frassen möchten, muss mer och was verdienen, derzu koan ma sich nich zerreissa.« (Keller, 169a.) (Vgl. auch Frischbier, 4168.)


*3. Er zerreisst seine Winterkleider im Sommer.

Lat.: Aestate penulam deteris.


*4. Er zerreisst sich den Pelz nicht.Frischbier, 4168.


*5. Er zerreisst sich nur den Lettnik. (Warschau.)

Gibt sich viel Mühe, spart keine Anstrengung, um etwas zu erreichen, wie wir etwa sagen: Er läuft sich die Beine ab. Der Lettnik ist eine Art Mantel, den die russischen Frauen im Sommer zu tragen pflegen. (Vgl. Ilowajski, Geschichte Russlands.)


*6. Er zerreisst's zu Katzenhaar. (Rottenburg.)


*7. Ich möchte mich goar zerreissen.Gomolcke, 546.


*8. Ich wer mich wul nê zerreissen.Gomolcke, 572.


*9. Ich wolt mich ehr zerreissen lan.Eyering, III, 75-78.

Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 5. Leipzig 1880, Sp. 565.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien: