Ädern

[168] Ädern, verb. reg. act. 1) Mit Adern im eigentlichen Verstande versehen, in welcher Bedeutung das Partic. Passiv. geädert am üblichen ist. Ein wohl geädertes Bild, bey den Bildhauern, ein Bild, an welchem alle Adern gehörig ausgedruckt sind. 2) Mit Adern in weiterer Bedeutung, d.i. den Adern ähnlichen Zügen, versehen. So ädern die Kunsttischler, wenn sie das Holz nach Art des äderigen Marmors auslegen, und die Blecharbeiter, wenn sie Laubwerk und andere Zierathen mit einem zarten Meißel aushauen, als wenn es gestochen wäre. Auch bey den Sattlern bedeutet ädern, zierliche Adern in einen Sattel ausnähen oder steppen.

Anm. Ädern muß ehedem auch so viel als ausädern, d.i. aller Adern berauben, und in figürlicher Bedeutung martern, bedeutet haben, wie aus einigen Stellen bey dem Opitz erhellet.


– Der lose Haufe –

Der mir anthut Schmach und Spott

Und mich ädert auf den Tod. Ferner

Da tausend Schmerzen mir den kranken Muth betrüben,

Und ädern meinen Geist. Ingleichen[168]

Indem das ganze Land auf seiner Baare steht,

Indem uns Freund und Feind bis auf die Seele geht

Und ädert in den Grund.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 1. Leipzig 1793, S. 168-169.
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