Angenehm

[305] Angenêhm, -er, -ste, adj. et adv. von annehmen. 1) Eigentlich, was man gern nimmt oder annimmt; in welcher Bedeutung dieses Wort zuweilen noch im gemeinen Leben vorkommt. Die Holländischen Thaler sind in der Türkey angenehm. Der Wein ist in den Nördlichen Ländern angenehm, selten, theuer, er wird dort gern genommen. Noch mehr aber, 2) in weiterer Bedeutung, was man mit Wohlgefallen hat und empfindet. Ein angenehmer Ort. Ein angenehmer Anblick. Eine angenehme Aussicht. Eine angenehme Musik. Ein angenehmer Geruch, Geschmack. Ein angenehmer Gast. Ein angenehmes Schreiben. Ein angenehmes Geschenk. Ich komme bloß, ihrer angenehmen Gesellschaft zu genießen. Die Liebe war mir sonst angenehm, weil ich sie ihrem Werthe zu danken hatte, Gell. Das ist mir angenehm zu hören. Er ist bey jedermann angenehm, man gehet gerne mit ihm um.

Anm. Für angenehm sagte man ehedem nur genehm, S. dieses Wort. Ein so genemer hort, ein so angenehmer Schatz, Winsbeck. An stehet bloß um des Nachdruckes willen da. Beyde sind eine buchstäbliche Übersetzung des Latein. acceptus. Bey dem Tatian und Kero kommt dafür auch antphengi und antfanglich von fangen, nach eben derselben Figur, vor. Indessen sagten die Gothen schon andanem, und bey den Isländern druckt naemelegt eben denselben Begriff aus. Das Holländ. angenaem, das Schwed. angenaem, und das Dän. angenem sind aus dem Hochdeutschen entlehnet.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 1. Leipzig 1793, S. 305.
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