Arzt, der

[444] Der Árzt, (in vielen Gegenden Ārzt,) des -es, plur. die Ärzte, der die Wissenschaft, die thierischen, und besonders menschlichen Körper, oder doch einige Theile derselben, zu heilen, verstehet und ausübet. Daher ein Leibarzt, Wundarzt, Augenarzt, Zahnarzt, Brucharzt, ingleichen ein Vieharzt, Roßarzt u.s.f. In Österreich bedeutet Arzt nur einen Marktschreyer, und es scheinet, daß dieses Wort auch im Hochdeutschen durch den Mißbrauch der Quacksalber und Pfuscher, einen nachtheiligen Begriff bekommen haben müsse, weil man sich im gemeinen Leben statt dessen der Lateinischen Wörter Doctor und Medicus bedienet. Indessen hat man doch Arzt in der edlen und höhern Schreibart billig wieder eingeführet, nachdem es durch den lange unterlassenen Gebrauch den anklebenden nachtheiligen Nebenbegriff wieder verloren hat. In dem Worte Mühlarzt, worunter man denjenigen verstehet, der die Mühlen zu verbessern und zuzurichten weiß, hat dieses Wort eine seltsame figürliche Bedeutung, man[444] müßte denn annehmen, daß Arzt ursprünglich einen jeden Künstler bedeutet habe, welches aber noch nicht erwiesen ist. Das Fämin. die Ärztinn, z.B. Aspasia, eine Griechische Ärztinn, ist sehr ungewöhnlich, so sehr es uns auch an einem andern schicklichen Worte fehlet, diesen Begriff mit einer weiblichen Person zu verbinden. Die Arztgebühr, das Arztgeld, der Arztlohn, dasjenige, was der Arzt zur Belohnung seiner Bemühung bekommt, bedürfen keiner weitern Erklärung.

Anm. Bey dem Ottfried und im Schwabenspiegel Arzat, und in Oberschwaben noch jetzt Arzat, ist, dem Frisch zu Folge, entweder aus dem Participio arzend des Verbi arzen zusammen gezogen, oder aus Artista entstanden. Die Niedersächsische Mundart, welche das zt gern vermeidet, wo sie kann, spricht dieses Wort Arst aus, und in Bremen lautet es gar nur Asse. Die geschärfte Aussprache Árzt ist der gedehnten Oberdeutschen Ārzt vorzuziehen, theils wegen der auf das a folgenden drey Consonanten, theils auch wegen der Analogie mit Árzeney, wo das a jederzeit geschärft ist.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 1. Leipzig 1793, S. 444-445.
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