Auffahren

[486] Auffahren, verb. irreg. (S. Fahren,) welches in doppelter Gattung üblich ist.

I. Als ein Neutrum, welches das Hülfswort seyn erfordert. 1. In die Höhe fahren, aufwärts fahren, so wohl, 1) eigentlich, mit einem Fuhrwerke. An den Bergen auf und ab fahren. In Regensburg fährt ein Gesandter auf, wenn er das erste Mahl auf das Rathhaus fähret. Als auch, 2) in weiterer Bedeutung, für hinauf steigen. So fahren die Bergleute auf, wenn sie nach vollendeter Arbeit aus dem Schachte steigen. Ingleichen, 3) figürlich, von einer jeden schnellen Bewegung in die Höhe. So sagt man von Christo, als er der körperlichen Gegenwart seiner Jünger entzogen wurde, er sey aufgefahren gen Himmel. Die[486] Fische fahren auf, nehmlich im Wasser. Der Staub fährt auf, Weiße. Wie auch, vor Schrecken auffahren, im Schlafe auffahren. Aus einem angenehmen Traume von Reichthümern fährest du auf, Dusch. Wenn ich aus dem Rausche des Schlafes, wie aus einem Meere von Schrecken herauf fuhr, (besser, auffuhr,) ebend. Der Alte fuhr auf aus dem Schlafe, furchtsam und blaß, Zachar. 4) Noch figürlicher auch von dem schnellen Ausbruche des Zornes. Er fährt bald auf. Er ist ein wenig auffahrend, jähzornig. Wenn ich gewußt hätte, daß sie so auffahren würden, so hätte ich kein Wort sagen wollen, Gell.


Der kleine Mops fuhr auf, fing zornig an zu bellen,

Zachar.


5) Unvermuthet zum Vorscheine kommen, besonders von Blattern, und andern kleinen Geschwüren. Es ist mir eine Blatter im Gesichte aufgefahren.

Kein Blätterchen fuhr auf, die Musche mußt es decken, Zach. 2. Im Fahren auf etwas stoßen. So sagt man in der Schifffahrt, mit dem Schiffe auffahren, oder auf den Grund auffahren. 3. Sich plötzlich öffnen. Die Thür ist aufgefahren. Das Fenster fährt auf.

II. Ein Activum, durch Fahren öffnen. Der Kutscher hat den Thorweg aufgefahren. Besonders im Bergbaue, obgleich in uneigentlicher Bedeutung, ein Feld auffahren, dasselbe mit Grubenarbeitern belegen, es auf bergmännische Art öffnen. So auch, einen Stollen, ein Feldort u.s.f. auffahren.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 1. Leipzig 1793, S. 486-487.
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