Aufschlagen

[527] Aufschlagen, verb. irreg. (S. Schlagen,) welches in doppelter Gattung üblich ist.

I. Als ein Activum.

1. In die Höhe schlagen, aufwärts schlagen, und zwar, 1) in eigentlicher und weiterer Bedeutung. Ein Bett aufschlagen, mit Hammerschlägen zusammen setzen, und zum Stehen bringen. Ein Gezelt aufschlagen. Das Lager an einem Orte aufschlagen. Eine Bude aufschlagen. Ein Faß aufschlagen, es zusammen setzen, bey den Böttchern, von großen Gefäßen, dagegen kleinere nur aufgesetzet werden. Ein Kleid aufschlagen, einige äußere Theile desselben umschlagen. Aufgeschlagene Stiefeln an welchen der obere Theil, der sonst die Stulpe ausmachte, um- und niedergeschlagen wird. Das Betttuch aufschlagen. Einen Tisch aufschlagen, oder aufklappen, die niedergelassene Klappe herauf thun. 2) Figürlich. (a) Seine Wohnung an einem Orte aufschlagen, sich daselbst niederlassen, wo die Figur von dem Aufschlagen eines Gezeltes entlehnet ist. Nach einer, noch weitern Figur. Der Feind, der uns täglich ängstiget, hat seinen Sitz mitten in unserm Herzen aufgeschlagen. Der Gram schlug seinen Sitz in seiner Seele auf. (b) Schnell in die Höhe richten, von den Augen, schnell aufsehen. Die Augen aufschlagen. Bald schlugst du dein nasses Auge gen Himmel auf. Er wagt sich in ihrer Gegenwart nicht, die Augen aufzuschlagen, Weiße. Augen aufschlagen bedeutet oft auch nur so viel als öffnen, S. hernach unter der Bedeutung das Öffnens. (c) Durch Schläge zum Aufstehen nöthigen, im gemeinen Leben. Einen aufschlagen. (d) Durch Schläge hervor bringen, doch nur in der R.A. Feuer aufschlagen. Sie mögen den Funken, den ich aufschlagen will, selbst in Flammen bringen, Weiße. Hierher gehöret auch, (e) die R.A. ein Gelächter aufschlagen, anfangen überlaut zu lachen, welche vorzüglich in Meißen bekannt ist. (f) * Aufschieben, von welcher im Hochdeutschen veralteten Bedeutung, die schon bey dem Notker vorkommt, Haltaus h. v. nachzusehen ist. In den Bergwerken bedeutet aufschlagen so viel, als den Arbeitern den Lohn schuldig bleiben, welches ohne Zweifel ein Überrest dieser Bedeutung ist.

2. Eine Sache auf die andere schlagen, mit Schlägen auf die andere befestigen, oder nur mit derselben verbinden. So schlagen die Schuster einen Schuh auf, wenn sie ihn über den Richtleisten schlagen. Der Schmid schlägt dem Pferde die Hufeisen auf, und in den Salzsiedereyen wird das Salz aufgeschlagen, wenn es auf die schon voll geschütteten Körbe aufgehäufet wird, welches vermittelst besonderer Aufschlageschaufeln geschiehet. In diesem Falle kann aufschlagen aber auch zu der ersten Bedeutung gezogen werden. Das Wasser aufschlagen, oder richtiger, das Wasser auf die Räder oder Kunstgezeuge schlagen, es auf dieselben fließen lassen, im Gegensatze des Abschlagens; daher diejenigen Schaufeln an den Kunstgezeugen, worauf die Aufschlagewasser fallen, auch die Aufschlageschaufeln genannt werden. Einen Befehl aufschlagen wurde ehedem auch für anschlagen gebraucht, wovon Haltaus nachzusehen ist.

3. Mit Schlägen öffnen. 1) In eigentlicher Bedeutung. Eine Thür, ein Fenster, ein Faß, eine Nuß aufschlagen. Hierher gehöret wohl auch die in den Ungarischen Bergwerken übliche R.A. wo aufschlagen für aufsitzen, d.i. vor Ort arbeiten, gebraucht wird. 2) In weiterer Bedeutung. Einen Brief aufschlagen, aus einander legen. Ihr Brief liegt aufgeschlagen vor mir. Eine Stelle in dem Buche, einen Spruch aufschlagen, durch Öffnung des Buches aufsuchen; daher einige auch Lexicon durch ein Aufschlagebuch geben wollen, welche Benennung aber wenig Beyfall gefunden und durch Wörterbuch verdränget worden. Die Augen aufschlagen, schnell öffnen. Er[527] schlug die schweren Augen auf. Von einer andern Bedeutung dieser Redensart siehe oben N. 1. Eine Spielkarte aufschlagen, durch Aufhebung des ersten Blattes gleichsam öffnen. Sich den Kopf, die Hand aufschlagen, durch einen Schlag, oder auch wohl durch einen Fall verwunden. Bey den Jägern schlägt das Wildbret, oder eine Sau das Bad auf, wenn sie die Suhllache oder Pfütze, in welcher sie sich baden wollen, vorher aufräumen. Die Wäscherinnen schlagen die Wäsche auf, wenn sie selbige, nachdem sie ausgerungen worden, aus einander schlagen und glatt streichen, ehe sie selbige trocknen. Die Lohgärber schlagen die Felle auf, wenn sie selbige in der Beitze umwenden; ingleichen, wenn sie die aus dem Äscher genommenen Felle aufhängen. Bey den Steinmetzen bedeutet aufschlagen, die Flächen des Quatersteines mit parallelen Reifen verzieren.

II. Ein Neutrum, welches das Hülfswort seyn erfordert, in die Höhe schlagen. 1) In eigentlicher Bedeutung für aufschnappen, aufkippen. Wenn das Bret aufschlägt, wirst du herunter fallen. 2) In weiterer Bedeutung für aufwachsen, in welcher dieses Verbum in dem Forstwesen einiger Orten von dem Aufwachsen junger Bäume aus gefallenen oder gesäeten Samen gebraucht wird. S. Aufschlag. 3) Figürlich, vermehrt werden, doch nur von der zufälligen Vermehrung des Preises einer Waare. Diese Waare ist aufgeschlagen. Das Korn ist bis auf sechs Thaler aufgeschlagen.

Anm. Einige andere Bedeutungen dieses Wortes, besonders in dessen thätigen Gattung sind im Hochdeutschen nicht mehr üblich; z.B. für vermehren, wovon noch die mittlere Bedeutung, vermehret werden, herstammet, S. auch Aufschlag. Ingleichen Aufwand machen, welche Bedeutung noch das Niedersächsische upslaen hat; wie auch, einen Prahlenden in seiner Prahlerey bestärken, welche auch noch im Niedersächsischen üblich ist. Das Hauptwort, die Aufschlagung, kann in allen Bedeutungen des Activi gebraucht werden.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 1. Leipzig 1793, S. 527-528.
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