Āusārten

[572] Āusārten, verb. reg. neutr. mit dem Hülfsworte seyn, seine gewöhnliche Art verlassen, aus der Art schlagen; da denn dieses Wort eben so viele Schattirungen der Bedeutung leitet, als Art, und bald von der Verminderung in der gehörigen Güte und Größe, bald von dem veränderten Ansehen in den äußern Theilen gebraucht wird. S. auch Abarten, von welchem es sich in dem Grade der Abweichung unterscheidet. Manche Gattungen des Getreides arten sehr leicht aus. Die Nelken arten aus, welches die Blumenliebhaber lieber ausfallen nennen. Gemeiniglich wird ausarten nur von dem Übergange von einer bessern Art zu einer schlechtern gebraucht; nicht aber umgekehrt. Figürlich. Seine schlechtern gebraucht; nicht aber umgekehrt. Figürlich. Seine Schwermuth wird gewiß in Verzweifelung ausarten, zur Verzweifelung werden. Ohne die Herrschaft des Verstandes über den Willen arten die natürlichen Triebe in verderbliche Leidenschaften aus. So auch die Ausartung, so wohl von dem Zustande, als auch von einem ausgearteten Dinge. Maulesel, gefüllte Blumen, u.s.f. sind bloße Ausartungen.

Anm. Ehedem war ausschlachten in eben dieser Bedeutung üblich. S. Geschlecht und Schlachten. Hagedorn hat um des[572] Sylbenmaßes willen für ausarten das sonst ungewöhnliche verarten gewagt:


Was mindert nicht die Zeit? Verarten wir nicht immer?

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 1. Leipzig 1793, S. 572-573.
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