Auswèrfen

[668] Auswèrfen, verb. irreg. S. Werfen. Es ist: I. Ein Neutrum, mit haben. 1. Auswärts werfen. Ein Pferd wirft gut aus, wenn es im Gehen die Vorderschenkel auswärts wirft. Ingleichen von den Pendul-Uhren, wo ein Perpendikel gut auswirft, oder den gehörigen Auswurf hat, wenn er einen weiten Zirkelbogen beschreibt. 2. Anfangen zu werfen, im Würfelspiele; welches auch anwerfen genannt wird.

II. Ein Activum. 1. Durch Anwerfung eines andern Körpers aus seinem Orte bringen. Einem ein Auge, einen Zahn auswerfen. 2. Hinaus werfen. 1) Eigentlich. Geld auswerfen, unter das Volk. Das Netz auswerfen. Was für Künste bediente sie sich, dich in ihr ausgeworfenes Netz zu ziehen? 2) In weiterer Bedeutung. (a) Mit Heftigkeit von sich geben. Blut, Schleim auswerfen, für das niedrige ausspeyen. Der Berg wirft Feuer, das Meer Sand aus. Wie das tobende Meer, Sand und Steine an das Ufer auswirft. (b) Den Anker auswerfen, in der Seefahrt, ihn auf den Grund des Meeres sinken lassen. So auch ein Both, einem Kahn auswerfen. (c) Für ausschießen, auslesen und verwerfen. Im Zählen[668] das böse Geld auswerfen. (d) Figürlich. (1) Verschneiden, castriren. Ein Pferd auswerfen. Eine Hündinn auswerfen, bey den Jägern. (2) Einen Graben auswerfen, die Erde und den Schlamm heraus schaffen. Einen Hasen, einen Fuchs auswerfen, bey den Jägern; S. Ausweiden. (3) Besonders schreiben. Zahlen auswerfen, in der Rechenkunst. Eine Summe auswerfen. (4) Aussetzen, bestimmen. Einem eine Besoldung, einen Gehalt, ein Jahrgeld auswerfen. (5) Jemanden auswerfen, in der höhern Schreibart, alle Verbindung mit ihm als einem Unwürdigen aufheben, ihn ausstoßen. Willig verläßt meine Seele eine Welt, die mich auswirft, und keine Freude mehr für mich haben kann, Dusch.

Daher die Auswerfung. S. auch Auswurf.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 1. Leipzig 1793, S. 668-669.
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