Berichten

[881] Berichten, verb. reg. act. welches mit bereiten einerley Ursprung und Bedeutung hat, die nöthige Zubereitung zu etwas geben.

1. Eigentlich, mit der vierten Endung der Sache, in welcher Bedeutung dieses Wort nur noch als ein Kunstwort in einigen wenigen Fällen gebraucht wird. So berichtet man in den Münzen die Münzstücke, wenn man sie zur Ründung zubereitet. Bey den Jägern heißt, einen Falken berichten, so viel als ihn abrichten, zahm machen.

2. Figürlich. 1) Einen Kranken berichten, in den gemeinen Mundarten, ihm das heil. Abendmahl reichen, und ihn dadurch zum Sterben bereiten; in welcher Bedeutung auch das Schwedische beraetta und Dänische berette gebraucht wird. 2) Unterricht ertheilen, belehren, doch nur von dem Unterrichte in einzelnen Fällen, und im gemeinen Leben; gleichfalls mit der vierten Endung der Person. Berichte mich doch, wohin der Weg gehet. Einen unrecht berichten. Wo ich anders recht berichtet bin. Ihr seyd ganz falsch berichtet. Wie man fraget, so wird man berichtet. Im Oberdeutschen nimmt es in dieser Bedeutung die zweyte Endung der Sache zu sich. Jemanden eines Dinges berichten; welches auch im Hochdeutschen nachgeahmet wird, doch nur in der Redensart, jemanden eines andern oder eines bessern berichten. 3) Nachricht ertheilen, zu eines Wissenschaft bringen, mit der dritten Endung der Person und der vierten der Sache. Einem etwas berichten. Am häufigsten gebraucht man dieses Wort, von der Nachricht, welche ein Abwesender schriftlich ertheilet. Berichtet mir doch, was ihr macht. Er berichtet uns alles. Er hat nichts davon berichtet. Einem die Wahrheit berichten. Man wird ihnen den Erfolg davon berichten. Man wird ihnen den Erfolg davon berichten.

Man berichtet aus Pohlen, daß u.s.f. Die Oberdeutschen gebrauchen berichten auch hier mit der vierten Endung[881] der Person, welches auch in der gemeinen Hochdeutschen Redensart, einen mit Lügen berichten, nachgeahmet wird. Die Wortfügung mit der zweyten Endung der Sache, welche gleichfalls Oberdeutsch ist, findet sich noch Apostelg. 21, 24: Weß sie wider dich berichtet sind.

Anm. Das einfache rihten bedeutet schon bey dem Ottfried unterrichten. Eben derselbe gebraucht B. 5, Kap. 9 girihten für berichten mit der zweyten Endung, girihtet mih thes. Berichten für regieren, beherrschen, kommt noch bey den Schwäbischen Dichtern vor. Über dieß bedeutete es ehedem auch begaben, begiften, versorgen; ingleichen versöhnen, einen Vergleich, Vertrag stiften, wovon Frisch einige Beyspiele gesammelt hat. Die Alten hatten auch ein Bey- und Nebenwort, bericht, für kundig, erfahren, welches aber im Hochdeutschen nicht mehr üblich ist. Welcher des wegs was nit bericht, nicht kundig, Theuerd. Kap. 33. Ihr habt denn ein berichten scheffmann, einen erfahrnen Schiffer, ebend. Kap. 65. Das Substantiv die Berichtung, ist nur in der eigentlichen Bedeutung, ingleichen von der Reichung des Abendmahles an einen Kranken üblich.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 1. Leipzig 1793, S. 881-882.
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