Blässe, die

[1046] Die Blässe, plur. die -n. 1) Die blasse Farbe des Gesichts, in der höhern Schreibart und ohne Plural. Blässe und Röthe wechselten auf ihren Wangen, Dusch. Schon hatte eine tödtliche Blässe sich über sein ehrwürdiges Gesicht gezogen, von Brawe.


Doch welche Blässe, Herr, bezeichnet deine Wangen?

Weiße.


2) Ein weißes längliches Zeichen oder Fleck an irgend einem Theile eines Thieres, besonders an dessen Stirn und Füßen, in den gemeinen Mundarten, besonders Niedersachsens. Ein Pferd mit einer weißen Blässe. In Bremen führet nur ein weißer Streifen auf der Nase der Pferde und des Rindviehes diesen Nahmen, dagegen ein runder weißer Fleck vor der Stirn daselbst Kolle, und in andern Gegenden ein Stern heißt. Auch das Thier selbst, welches auf solche Art gezeichnet ist, wird in Niedersachsen Blässe genannt. S. Bläßhuhn.

Anm. Blaes ist im Schwed. gleichfalls ein länglicher Streifen an der Stirn, Stjerna aber ein runder Fleck. Das Engl. Blaze kommt mit dem Deutschen überein. Blässe scheinet in dieser Bedeutung ehedem ein jedes Zeichen gewesen zu seyn. Die Blasse oder die Blassen bedeutet in einigen Gegenden noch das Vorderhaupt. S. Platte. Von dem Deutschen Blässe stammet vermuthlich das Franz. balzan, das Ital. balzano und das mittlere Lat. balzanus her, welches ein Pferd mit weißen Flecken an den Füßen bedeutet. Übrigens ist Blässe in einigen Gegenden, z.B. dem Hannöverischen, auch männlichen Geschlechtes, der Blessen.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 1. Leipzig 1793, S. 1046.
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