Bluten

[1093] Bluten, verb. reg. neutr. mit dem Hülfsworte haben, Blut fließen lassen, Blut fahren lassen. 1. Eigentlich. Die Wunde blutet. Du blutest ja. Die Nase blutet ihm, oder er blutet aus der Nase. Er hat sich zu Tode geblutet. Mein Vater, der schon von tödtlichen Wunden blutete, Weiße.


Laß ab! Laß ab! schon blutet dir das Opfer,

Schon stirbt das kalte Herz,

Zachar.


Welche beyde letztern Wortfügungen doch nur in der höhern Schreibart gewaget werden können. 2. Figürlich. 1) Eines gewaltsamen Todes sterben, in der höhern Schreibart.


Wo

Ein Freund, ein Mustapha, ein Bruder bluten soll,

Weiße.


Ach, trug ich ihn darum in meinem Schoße, damit er bluten soll? ebend. 2) Das Herz blutet, wenn man einen lebhaften Schmerz empfindet. Dein Herz wird von diesem Risse bluten, Dusch. Wie hat mein Herz bey ihrem Unglücke geblutet! ebend. Er, der auch vorsetzliche Sünden vergiebt, weiß, wie mein Herz unter den Gedanken blutet, Weiße.


Stets nagt ein scharfer Neid

Sein blutend Herz,

Haged.


3) Bey den Bergleuten blutet das Erz, wenn sich rothes Silbererz oder Rothgüldenerz findet; der Blutstein blutet gelblich oder braun, wenn er statt der rothen Farbe in das Gelbe oder Braune fällt; welche R.A. vielleicht noch ein Überbleibsel der ersten eigentlichen Bedeutung des Wortes Blut sind. S. Blut, Anm. 4) Im Weinbaue blutet der Wein, wenn der Weinstock nach dem Beschneiden den Saft austropfen läßt. 5) Er soll mir dafür schon bluten, im niedrigen Umgange, mit seinem Vermögen dafür büßen. Alsdann sollen sie mir erst recht bluten. Er wird dafür bluten müssen. Welche Redensart vielleicht noch von der alten Bedeutung der Wörter Blut und bluten, da sie Opfer und opfern bedeuteten, übrig ist; von welcher Bedeutung außer Herrn Ihre Gloss. v. Blota, auch Frischens Wörterbuch v. Blut nachgesehen werden können.

Anm. Im Nieders. lautet dieses Wort bloden, bloën, im Angels. bletan, im Engl. to bleed, im Dän. blode, im Schwed. blöda, S. Blut. Die Jäger gebrauchen statt dieses Wortes schweißen und faschen. S. diese Wörter.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 1. Leipzig 1793, S. 1093-1094.
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