Bosheit, die

[1135] Die Bosheit, richtiger Bōßheit, plur. die -en. 1. Eigentlich, die Neigung und Fertigkeit Böses zu thun, und böse zu werden; ohne Plural. Besonders. 1) Der Zustand eines heftigen mit Rachgier verbundenen Zornes, im gemeinen Leben. Etwas in der Bosheit thun. Das Kind ist in einer heftigen Bosheit. Er gerieth in eine außerordentliche Bosheit. Einige gemeine Mundarten, z.B. die Schlesische, gebrauchen dafür das zusammen gezogene Bōst. 2) Die lasterhafte Fertigkeit, Böses, besonders andern Schaden zu thun, auch ohne gegebene Veranlassung und aus bloßer kaltblütiger Neigung zum Bösen. Die Bosheit dieses Menschen ist groß. Er besitzt viele Bosheit. 3) Die Fertigkeit, dem göttlichen Gesetze mit Wissen und Vorsatze zuwider zu handeln, in welcher Bedeutung es in der Deutschen Bibel sehr häufig ist. 2. Figürlich, eine boshafte Handlung, Verbrechen, Laster, die man mit Wissen und Willen begehet, ein Schaden, welchen man jemanden ohne gegebene Veranlassung zufüget, in welcher Bedeutung es auch im Plural üblich ist. Eine Bosheit begehen. Sich vieler Bosheiten schuldig machen. Er ist auf eine jede Bosheit abgerichtet. Auf eine Bosheit gerathen.

Anm. Ottfried gebraucht Bosa für Zorn, Rachgier. Aber eben derselbe hat, so wie Notker, schon Bosheiti im Plural für malitias. Bey dem letztern findet sich auch Posheit für vanitas. Das Hebr. בשעת kommt, wenigstens in dem Klange und in der Bedeutung, mit dem Deutschen überein. Boshaft und Bosheit stammen nicht unmittelbar von böse ab, sondern von dem veralteten boßen, welches noch in erboßen üblich ist, daher sie richtiger mit einem ß geschrieben werden, boßhaft und Boßheit. Das einfache boßen, einen mit Rachgier verbundenen Zorn auslassen, wird noch hin und wieder im gemeinen Leben gehöret. S. Erboßen.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 1. Leipzig 1793, S. 1135.
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