Dagegen

[1369] Daggen, und Dāgegen, particula demonstrativo-relativa, für gegen diesen, gegen diese, gegen dieses, gegen denselben u.s.f. Es ist

1. Ein Umstandswort, und bezeichnet, 1) eine Richtung, Bewegung, oder Neigung gegen und wider eine Sache; dawider. Er fiel an die Mauer und stieß mit dem Kopfe dagegen. Ingleichen figürlich, eine Bemühung des Geistes gegen etwas, Widerstand. Sie haben meine Meinung gehöret, und nun wünschte ich, daß sie Einwürfe dagegen machten. Ich sagte ihm meine Gründe; allein er wandte dagegen ein u.s.f. Meine Ermahnungen sind umsonst, er ist taub dagegen. Ich habe nichts dagegen. S. Dawider. 2) Eine Vergleichung. Sein Verdienst ist groß, das deinige ist nichts dagegen, in Vergleichung mit dem seinigen. Dieses Buch ist nicht größer als jenes, halte es nur dagegen. Eine Stelle im Zuchthause muß[1369] eine rechte Glückseligkeit dagegen seyn, Gell. 3) Eine Vertauschung, Verwechselung. Ich setze dir ein Schaf, was gibst du mir dagegen? Du gibst mir Geld, ich gebe dir Waare dagegen.

2. Ein Bindewort, einen Ersatz, oder Vergütung mit dem Vorigen zu verbinden. Er ist dein Feind, dagegen bin ich dein Freund. Sehr häufig gebraucht man es auch zur Verbindung eines Gegentheiles, für im Gegentheile. Er verlässet sich auf die Soldaten, dagegen trauet er den Bürgern nicht. Ich habe niemanden beleidiget, dagegen vielen geholfen. Allein wenn es alsdann nicht zugleich eine Compensation des Vordersatzes ist, wie in dem ersten der beyden letzten Beyspiele, so verursachet es einen merklichen Übelklang. In beyden Fällen stehet dagegen nur zu Anfange eines Satzes oder Kommas; hingegen und hergegen aber können auch nach einem oder mehrern Worten stehen.

Anm. Notker gebraucht dafür dara gagene. Wenn das Umstandswort zu Anfange eines Satzes stehet, folglich mehr demonstrativ ist, hat es den Ton auf der ersten Sylbe: dágegen ist nicht einzuwenden. Dahingegen für das Bindewort dagegen, ist eine unnütze Oberdeutsche Verlängerung. S. Da II. und Gegen.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 1. Leipzig 1793, S. 1369-1370.
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