Dāzu

[1425] Dāzu und Dazū, adv. demonstrat. relat. für zu diesem, zu dieser, zu diesem, zu demselben, zu derselben, zu demselben. Es ist,

1. Ein Demonstrativum, welches den Ton auf der ersten Sylbe hat, und bedeutet, 1) eine Bewegung nach oder zu einer Sache, eine Annäherung. Dazu, zu diesem Haufen, thue es. Dazu setze es. Dazu soll es nicht kommen, d.i. dieses soll nicht geschehen. Es wird dennoch dazu kommen, daß Jacob wurzeln wird, Es. 27, 6. 2) Eine Vermehrung. Dazu kommt noch dieses, daß u.s.f. Noch mehr aber, 3) den Gegenstand einer Fähigkeit, Neigung oder Handlung. Dazu habe ich keine Lust. Dazu ist er zu verdrießlich, zu ungeschickt u.s.f. Sollte ich mich nicht dazu schicken? Dazu mußt du dich ganz anders anschicken. Dazu kann ich nicht rathen. Dazu gehöret Kunst. Dazu lässet man sich nicht zwingen. 4) Eine Endursache, in welchem Falle es oft das Bindewort daß nach sich hat. Die Geschöpfe sind dazu da, daß wir sie genießen sollen. Schäme dich, daß du nicht arbeiten willst, dazu bist du ja geboren.[1425] Denn dazu bin ich dir erschienen, daß ich dich ordene u.s.f. Apostelg. 26, 16. Dazu ist erschienen der Sohn Gottes, daß er u.s.f. 1 Joh. 3, 8. Daß ich daselbst auch predige, denn dazu bin ich kommen, Marc. 1, 38. Ich habe dir das Geld nicht dazu gegeben, daß du es verthun sollst. 5) Eine Begleitung. Dazu muß ich nur lachen. Dazu sage ich nichts.

2. Ein Demonstrativo-Relativum, welches den Ton auf der letzten Sylbe hat. Es bedeutet, 1) Eine Bewegung und Annäherung nach und zu einer Sache. Das Geld ist verschlossen, ich kann nicht dazu, ich kann nicht zu demselben kommen. Die Insel stehet im Wasser, es kann niemand dazu. Thue, setze noch etwas dazu. Er hat Lust zu verreisen, aber wir wollen es nicht dazu kommen lassen. Es soll gewiß nicht dazu kommen, es soll gewiß nicht geschehen. Dahin gehöret auch die im gemeinen Leben übliche Redensart: thue dazu, d.i. wende Fleiß an. Thue dazu, daß du bald fertig wirst.


So habet fleys und thut darzu,

Daß ihr Tewerdank disen Hauptmann

Habt gefangen,

Theuerd. Kap. 95.


Ingleichen, dazu kommen, für darüber zu kommen. Sie wollten entfliehen, aber ich kam zum Glücke dazu. 2) Eine Vermehrung. Ich habe an diesem nicht genug, gib mir noch etwas dazu. Ich schenke dir den Acker und die Höhle dazu, 1 Mos. 23, 11. Der Reiche thut Unrecht, und trotzet noch dazu, Sir. 13, 4. Das ist es noch nicht alles, es kommt noch dazu, daß er auch geraubet hat. Wir wollen noch etwas dazu setzen. In dieser Bedeutung nimmt das Nebenwort im gemeinen Leben oft die Gestalt eines Bindewortes an, für über dieses. Gott machte zwey große Lichter, dazu auch Sterne, 1 Mos. 1, 16. Ich bin ein Mensch, dazu der Obrigkeit unterthan, Matth. 8, 9. Lasterhafte Personen, welche noch dazu aus dem Staube erwachsen sind. 3) Den Gegenstand einer Neigung, Fähigkeit, oder Handlung. Hast du keine Lust dazu? Er bezeiget wenig Neigung dazu. Er schickt sich sehr schlecht dazu. Wir sind bereit, willig, fertig dazu. Er ist allzu verdrießlich dazu. Der Krieg ist noch nicht ausgebrochen, man rüstet sich nur noch erst dazu. Das träget vieles dazu bey. Es gehöret mehr dazu, als man denkt. Ich rathe nicht dazu. Gib mir Geld dazu. Ich will auch dazu helfen. Ich bin dazu gereitzet worden. Dieß gehöret auch noch dazu u.s.f. 4) Eine Begleitung. Singe ein Lied, wir wollen dazu spielen. Man ermahnete ihn, aber er lachte nur dazu. Du schweigst, sagst du denn nichts dazu? Was sagten unsere Freunde dazu? Ich habe noch nicht ja dazu gesagt. Er versicherte es, und schwor dazu.


Er sieht die Herde grasen,

Und spielt ein Lied dazu,

Haged.


Anm. 1. Dazu für wozu, ist auch hier wider den Hochdeutschen Sprachgebrauch; z.B. das ewige Leben, dazu du auch berufen bist, 1 Tim. 6, 12. So wie die Zerreißung dieser Partikel: Da gebe Gott Glück zu! Da ihr Lust zu habt, Es. 1, 29, und die Verdoppelung des da: Da gehöret Kunst dazu.

Anm. 2. Diese Partikel lautet bey dem Ottfried thara zua und zi thiu. In der ersten Gestalt gebraucht er sie auch für über dieses, in welchem Verstande auch Notker dara zuo gebraucht. In den spätern Zeiten zog man sie in dazu, datze, dacz zusammen, und gebrauchte sie in dieser Gestalt auch als ein Vorwort für zu, bey und in. Datze Jerusalem, zu Jerusalem, datz Himmel, im Himmel, datze Gott, bey Gott. Darzu ist eben so Oberdeutsch wie anzu.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 1. Leipzig 1793, S. 1425-1426.
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