Durchstreichen

[1609] Durchstreichen, verb. irreg. S. Streichen.

Dúrchstreichen. Ich streiche durch, durchgestrichen. Es ist, 1. ein Activum. 1) Einen Strich durch etwas machen. Etwas Geschriebenes durchstreichen. Er hat die ganze Rechnung durchgestrichen. 2) Flüchtig durchwandern, in verächtlichem Verstande, nach Art der Landstreicher; nur im gemeinen Leben, für das folgende. Er hat das ganze Land durchgestrichen. Einige Dichter haben auch dieses Wort in der edlern Schreibart und in gutem Verstande gebraucht.


Wie manche Nachtigall am Elbestrome singt,

Streicht Thal und Wälder durch,

Opitz.


Wie oft hab' ich nach dir die Fluren durchgestrichen!

Gell.


Allein in der letztern Stelle ist wohl das Sylbenmaß Schuld daran. 2. Ein Neutrum, mit seyn, sich flüchtig durch einen Ort bewegen. So streicht der Wind in den Orgeln durch, wenn er von einer Cancelle zur andern, oder neben den Registern wegstreicht.

[1609] Durchstreíchen. Ich durchstreiche, durchstrichen; ein Activum. 1) Einen Strich durch etwas machen, in der anständigern Schreibart. Er durchstrich die ganze Rechnung. 2) Flüchtig durchwandern. Wie ein muthiges Roß, das ohne Reiter zügellos weite Gefilde durchstreicht, Dusch.


Wie ängstlich ward von mir der ganze Hain durchstrichen!

Wiel.


Auch in verächtlichem Verstande, nach Art der Landstreicher. Dann durchstreiche als ein elender Landstreicher die Welt, Dusch.

Anm. Durstrichen und durchstreichen kommt schon bey dem Notker und Willeram in gutem Verstande für durchwandern, durchreisen vor. S. Streichen.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 1. Leipzig 1793, S. 1609-1610.
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