Durchziehen

[1615] Durchziehen, verb. irreg. S. Ziehen.

[1615] Dúrchziehen. Ich ziehe durch, durchgezogen. Es ist, 1. Ein Activum. 1) Durch eine Öffnung ziehen. Einen Faden durchziehen, durch das Öhr der Nähnadel. Ingleichen, durch einen Raum ziehen. Einen Balken durchziehen, ihn von dem einen Ende eines Zimmers oder eines Gebäudes bis zu dem andern legen und daselbst befestigen. S. Durchzug. 2) Jemanden durchziehen, sein Betragen durchziehen, es hönisch tadeln; nach einer von dem Hecheln entlehnten Figur, eigentlich, durch die Hechel ziehen. Die Niedersachsen gebrauchen ihr dörrekken in eben diesem Verstande. S. Durchhecheln. 3) Von einem Ende zum andern ziehen, d.i. reisen, eigentlich von der Reise mehrerer mit ihrem Gepäcke. Diese sind, die der Herr ausgesandt hat, das Land durchzuziehen, Zachar. 1, 10. Aber auch von einzelnen Personen, mit einem verächtlichen Nebenbegriffe. Fängt an mit ihm die Gassen durchzuziehen, Gell. 2. Ein Neutrum, mit dem Hülfsworte seyn, durch einen Ort ziehen, d.i. reisen. Da Petrus durchzog allenthalben, Apostelg. 9, 32. Und als sie kommen waren in dasselbige Land, zog Abraham durch u.s.f. 1 Mos. 12, 6. Die Truppen haben sich nicht aufgehalten, sie sind nur durchgezogen.

Durchzíehen. Ich durchziehe, durchzogen; wie das vorige, in der dritten thätigen Bedeutung und der edlern Schreibart. Also gingen die Männer hin und durchzogen das Land, Jos. 18, 9. Und sie theilten sich ins Land, daß sie es durchzögen, Jos. 18, 6. Ich habe das Land umher durchzogen, Hiob 1, 7. Kap. 2, 2. Wenn die Seele alle Gebiethe der Natur durchzogen hat, Dusch. S. Ziehen.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 1. Leipzig 1793, S. 1615-1616.
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