Eisern

[1776] Eisern, adj. et adv. von Eisen, aus Eisen verfertiget. 1. Eigentlich. Eiserne Ketten. Ein eiserner Ring. Ein eiserner Ofen u.s.f. Das Gitter ist eisern. 2. Figürlich. 1) Fest, dauerhaft, im gemeinen Leben. Ein eisernes Pferd, welches alle Beschwerlichkeiten ertragen kann. 2) Im gemeinen Leben werden diejenige Dinge, welche bey einer Sache unveränderlich und beständig bleiben, und wenn sie verderben, wieder hergestellet werden müssen, eisern genannt. Eisernes Vieh, eiserne Pferde, eiserne Kühe, welche als Stücke des Inventarii zu einem Gute u.s.f. gehören, und von dem Besitzer bey dessen Abtritte wieder mit eingeliefert, oder an deren Stelle andere Stücke von eben der Güte angeschaffet werden müssen. Dergleichen Vieh wurde schon im mittlern Lateine Bestia ferri, im Französ. aber ehedem Beste de fer genannt. So auch eisernes Geschirr, eiserne Werkzeuge, eisernes Geräth u.s.f. welche Dinge im gemeinen Leben auch Inventarien-Stücke genannt werden, ehedem aber auch stählernes Vieh, stählernes Geräth u.s.f. hießen. Daher der eiserne Brief, eine Urkunde, worin sich jemand anheischig macht, die ihm anvertraueten Stücke in eben dem Zustande wieder abzuliefern. Auf ähnliche Art sind an einigen Orten, z.B. zu Straßburg und Frankfurt eiserne Knechte oder Eisenknechte, eine Art unzünftiger Bader, welche an dem Orte, wo sie einmahl sind, bleiben müssen, und nicht wandern können, auch nur für geringe Leute kleine Badstuben halten, daher sie in den gemeinen Mundarten auch nur Stüblesbader heißen. 3) Ein eiserner Pacht, ist in einigen Gegenden ein Pacht auf sehr lange Zeit, der einem Erbpachte sehr nahe kommt. 4) Ein eiserner Brief, eine Urkunde, worin ein Landesherr einen verschuldeten Unterthan auf einige Zeit wider seine Gläubiger in Schutz nimmt, und ihn dadurch gleichsam eisern, d.i. unverletzlich, macht; ein Anstandsbrief, Literae moratoriae. Von einem solchen in Schutz genommenen Schuldner pflegt man auch wohl zu sagen, er sey eisern geworden. 5) Die eiserne Zeit, das eiserne Jahrhundert, bey den Dichtern der Griechen und Römer, das vierte schlechteste Alter der Welt, welches auf das eherne folgte. In weiterer Bedeutung in der dichterischen Schreibart, eine schlechte, unfruchtbare, traurige Zeit.


Wie eisern sind doch ohne dich die Zeiten,

O Jugend, holde Führerinn!

Haged.


– Freund, unsre Zeit von Eisen

Ist sehr an Menschen arm, obgleich sehr reich an Weisen,

Gieseke.


6) Fühllos. Ein eisernes Herz haben, ein unempfindliches, grausames.

Anm. Dieses Wort lautet schon bey dem Issidor, Kero, und in dem alten Gedichte auf den h. Anno isarn, isirn. Es ist von dem Hauptworte Isar, welches ehedem für Eisen üblich war, ganz regelmäßig gebildet, daher Frischens Tadel hier sehr unzeitig ist. Von dem Hauptworte Eisen kommt bey dem Ottfried, Notker, Stryker und andern auch das Beywort isinin, iseninro, eisnein, eyßnin, vor, welches in den gemeinen Mundarten Oberdeutschlandes noch vorkommt, eisene Riegel, im Hochdeutschen aber ungewöhnlich ist.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 1. Leipzig 1793, S. 1776.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien:
Ähnliche Einträge in anderen Lexika