Erwàchsen

[1949] Erwàchsen, verb. irreg. neutr. (S. Wachsen,) welches das Hülfswort seyn erfordert. 1. Wachsen. Diese Früchte sind auf meinem eigenen Acker erwachsen. Auch figürlich. Die erwachsene und gesammelte Wolle. 2. Groß wachsen, aufwachsen. 1) Eigentlich, in welcher Bedeutung es im Oberdeutschen am üblichsten ist. Einen Cedern, der vom Regen erwachsen ist, Es. 44, 14. Wenn es (das Senfkorn) erwächst, so ist es das größeste unter dem Kohl, Matth. 13, 32. Mit inniger Freude sahen sie uns zusammen erwachsen, d.i. aufwachsen, Dusch. Zu meiner Plage, erwuchs ich Armer zu geschwind. 2) Figürlich. (a) Zunehmen. Das Russische Reich ist seit einiger Zeit zu einer außerordentlichen Größe erwachsen. (b) Kommen, gebracht werden, in den Kanzelleyen. Die eingewandte Appelation ist zu gebührender Rechtfertigung an uns erwachsen. (c) Entstehen. Daraus kann viel Gefahr, Unheil erwachsen. Denke, was für ein Vortheil, was für ein Glück dir daraus erwachsen kann. Daraus wird mir ein großer Schaden erwachsen. Aus dem Hochmuthe erwächset viel Böses. 3. Bis zur gehörigen Größe wachsen, in welchem Verstande aber nur das Mittelwort erwachsen üblich ist. Ein erwachsener Mensch, der bereits seine gehörige Größe erreicht hat. Eine erwachsene, mannbare Jungfrau. Sie ist noch nicht erwachsen. Da er nun erwachsen war, Tob. 1, 9.

Anm. Iruuachsan kommt in der zweyten Bedeutung schon bey dem Notker vor.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 1. Leipzig 1793, S. 1949.
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