Erzählen

[1957] Erzählen, verb. reg. act. 1) * Durch Worte einem andern bekannt machen; in welcher weitern, im Hochdeutschen veralteten Bedeutung dieses Wort noch mehrmals in der Deutschen Bibel vorkommt. Die Werke Gottes erzählen, Ps. 107, 22. Gottes Ehre erzählen, Ps. 19, 2. Da er erzählte den Eid und Bund den Vätern verheißen, Weish. 18, 22. 2) In engerer, jetzt noch allein üblichen Bedeutung, eine Begebenheit mit ihren Umständen durch Worte bekannt machen. Einem eine Geschichte, eine Begebenheit, einen Vorgang erzählen. Ich will es dir mündlich erzählen, wie es zugegangen ist. Etwas Lustiges, ein Mährchen erzählen. Einem einen Traum erzählen. Er weiß eine Geschichte sehr gut zu erzählen. Ach, lassen sie sich mein Unglück erzählen. Daher die Erzählung, plur. die -en, so wohl von dem Geschäfte des Erzählens, ohne Plural, als auch von der Begebenheit, die man erzählet. Zuweilen auch in engerer Bedeutung von einer besondern Art erzählter Begebenheiten, S. Fabel.

Anm. Erzählen, lautet in diesem Verstande schon bey dem Ottfried so wohl irzellen, als auch zelan, zellan, welches letztere bey ihm auch auslegen bedeutet, im Niedersächsischen vertellen, im Dänischen fortelle, im Schwed. förtälja, im Englischen to tell. Eine Erzählung heißt im Nieders. Vertallung[1957] und Vertelsel. Es kommt freylich von zählen her, aber nicht so fern es in engerer Bedeutung numerare, sondern so fern es in weiterer Bedeutung reden, sprechen bedeutet, S. Zählen. Isidors Übersetzer gebraucht indessen arzelan auch für zählen, herzählen.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 1. Leipzig 1793, S. 1957-1958.
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