Evangēlium, das

[1984] Das Evangēlium, des Evangelii u.s.f. mit der Lateinischen Declination; aus dem Griech. ευαγγελλιον, eine angenehme Nachricht. 1) Die ganze Lehre von Christo und dessen Versöhnung, im Gegensatze des Gesetzes, ohne Plural; in welchem Verstande dieses Wort sehr häufig in dem neuen Testamente vorkommt. Das Evangelium predigen. Sich des Evangelii nicht schämen. 2) In engerer Bedeutung, eine Benennung derjenigen biblischen Bücher des neuen Testamentes, welche die Lebensgeschichte Christi enthalten. Das Evangelium Matthäi, Marci, Lucä und Johannis. 3) In der engsten Bedeutung, ein Stück aus dieser Lebensgeschichte Christi, welches an den Sonn- und Festtagen pfleget vorgelesen und erkläret zu werden, zum Unterschiede von den Episteln; in welcher Bedeutung dieses Wort im gemeinen Leben, und im Plural auch die Evangelien lautet. Das Evangelium am Neujahrstage, am ersten Ostertage, am Sonntage Trinitatis u.s.f.

Anm. Zu den Zeiten der ältesten Fränkischen und Alemannischen Schriftsteller war dieses fremde Wort noch nicht in die Deutsche Sprache aufgenommen worden, daher sie es nach Gutdünken, und zuweilen sehr schlecht, übersetzen. Kero gebraucht dafür Cuatchundidu, gute Verkündigung, (nicht Euatchundiu, wie es bey dem Schilter gedruckt ist;) Notker Kuotarende, gute Sendung, von dem alten noch im Schwedischen vorhandenen Worte Arende, (Engl. Errand,) Sendung, Bothschaft; eben dieser Schriftsteller, so wie auch Ottfr. Potinbrot, ein Wort von noch unbekannter Deutung; Tatian Gotspel, und die Angels. Gospel, gute Rede, gute Nachricht, S. Spiel. Indessen kommt das fremde Evangelio doch auch Ein Mahl bey dem Ottfried vor.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 1. Leipzig 1793, S. 1984.
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