Flach

[176] Flách, -er, -este, adj. et adv. eben, platt, eine Breite, aber keine Höhe oder Tiefe habend, so wohl im strengsten Verstande, als auch in Vergleichung mit andern Dingen. 1. Eigentlich, eben, eine Breite, aber keine Höhe und Tiefe habend; doch nur in einigen Fällen. 1) Von Dingen, welchen diese Eigenschaft nicht wesentlich ist. Die flache Hand, der innere ebene Theil der ausgestreckten Hand. Das flache Land, im Gegensatz des Gebirges. Das flache Feld. Ein flacher Dachziegel, zum Unterschiede von den Hohlziegeln. Flache Arbeit, im Gegensatze der musirten. Flacher Draht, zum Unterschiede von dem runden. 2) Von der Breite eines Dinges. Die flache Klinge, ihre breite Seite, im Gegensatze der Schärfe. 3) Breit überhaupt, eine beträchtliche Breite habend; doch nur in einigen Fällen. Ein flacher Zug, im Bergbaue, der sich durch ein ganzes Gebirge in die Breite erstrecket. Das flache Licht, in der Mahlerkunst, ein breites Licht. Eine flache Partie, welche breit beleuchtet oder beschattet ist. Flaches Eisen, S. Flacheisen. 2. Figürlich, in Vergleichung mit andern Dingen, ebener als andere Dinge gleicher Art. 1) Nicht so tief, nicht so sehr ausgehöhlt, als andere ähnliche Dinge, seicht. Eine flache Schüssel, welche nicht tief ist. Der Löffel ist zu flach. Ein flacher Winkel, im Oberdeutschen, ein stumpfer Winkel. Das[176] Wasser ist sehr flach, nicht tief. Flach pflügen, nicht tief. 2) Nicht so erhaben, wie gewöhnlich, oder wie andere ähnliche Dinge. Eine flache (eingedrückte) Nase. Ein flaches (breites, nicht spitziges) Kinn. Flache (halb erhabene) Arbeit. Besonders von Anhöhen, welche sich unvermerkt, oder nach und nach erheben, welche mit dem Horizonte einen sehr stumpfen Winkel machen, im Gegensatze dessen, was jäh oder steil ist. Ein flaches Gebirge. Ein flaches Dach. Das Bollwerk ist sehr flach. Ein flacher Gang, flacher Stollen, im Bergbaue. In engerm Verstande ist im Bergbaue ein flacher Gang, der vom 60sten bis 20sten Grad fällt, zum Unterschiede von den seigern, donlegen, und schwebenden Gängen. 3) Ein flaches Urtheil, ein seichtes Urtheil, welches nicht gründlich ist. Flach urtheilen. Ein flacher Kopf, ein seichter.

Anm. Flach, bey dem Tatian flahh, mit flahhern henti, Dän. flak, flad, Schwed. flak, stammet mit Platt, Blech, Plaga, πλακα, Placenta und vielen andern aus Einer Quelle her, so daß der Begriff der Breite in diesem Worte der herrschende ist. Daß das F, B, oder P nicht wesentlich zum Stamme gehöret, erhellet aus dem Nieders. leeg, niedrig, S. Donlege. In dem veraltetem Blachfeld ist das f in ein b übergegangen. Im Nieders. ist flot untief, flach. S. Fladen. Im mittlern Lateine ist Flaco, Flachia, im Altfranzös. Flache, in der Picardie Flaque, eine niedrige, sumpfige Gegend, welches Du Fresne sehr gekünstelt von flaccere herleitet. S. Flage.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 2. Leipzig 1796, S. 176-177.
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