Flechte, die

[190] Die Flêchte, plur. die -n, Diminut. das Flechtchen, Oberd. Flechtlein, von dem folgenden Zeitworte flechten.

I. Von dem Neutro flechten, verschiedene Dinge zu bezeichnen, welche sich schnell ausbreiten. 1) Ein mit Entzündung verbundenes Geschwür auf der Haut, welches immer weiter um sich greift, und mit kleinen Bläschen verbunden ist, welche die Haut anfressen und ungleich machen; Herpes, Lichen, Impetigo, ein Geflecht, Schwinde, weil es sich in der Geschwindigkeit ausbreitet, Schwindflechte, das Zittermahl, die Vergehe. Die einfache Flechte oder Hirsenflechte, das Hirsengeflechte, wenn die Blattern das Ansehen und die Größe der Hirsenkörner haben, und beym Aufspringen ein mehliges Wesen zurück lassen. Die lebendige oder um sich fressende Flechte, welche tief in die Haut einfrißt, und oft krebsartig wird. Von der erstern Art ist auch der trockne Grind bey dem Rindviehe, welcher gleichfalls das Geflecht, ingleichen der Zitter genannt wird. 2) Eine Art Milben, welche die Krätze verursachen, und auch Schwinden genannt werden, Siro Scabiei L. auch wegen der ausbreitenden[190] und ansteckenden Eigenschaft der durch dieses Insect verursachten Krankheit. 3) Eine Art des Aftermooses, (Algae L.) bey welchem die weiblichen Blüthen in Gestalt eines Mehles auf die Blätter gestreuet sind; Lichen L. S. Färbeflechte, Lichtflechte, Steinflechte, Pechflechte, Lungenflechte, Hundsflechte u.s.f. Entweder wegen einiger Ähnlichkeit mit der äußerlichen Gestalt der Krankheit dieses Nahmens, oder auch weil dieses Moos sich gleichfalls schnell ausbreitet.

II. Von dem Activo, allerley geflochtene, oder zusammen geflochtene Dinge. Die Flechte (zusammen geflochtene Haare) auflösen. In der Landwirthschaft ist die Flechte oder Wagenflechte ein aus Ruthen geflochtener viereckiger Korb, welcher auf einen Bauer- oder Rüstwagen gesetzt wird, und an manchen Orten auch eine Benne, Krätze oder Zeine heißt; S. diese Wörter. Eine Käseflechte, eine Hürde, die Käse darauf zu trocknen. In dieser Bedeutung kommen auch im mittlern Lateine Flecta, Flexa und Plecta vor.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 2. Leipzig 1796, S. 190-191.
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