Fug, der

[338] Der Fug, des -es, plur. inus. ein Wort, welches nur in der figürlichen Bedeutung des Wortes Fuge und Fügen vorkommt. Es bedeutet, 1) * Gute Eigenschaft, Artigkeit, Kunst, Geschicklichkeit; in welcher Bedeutung es aber veraltet ist.


Zwo fuoge han ich doch swie ungefuege ich si,

Walther von der Vogelweide.


2) * Geduld, Sanftmuth.


Swenne icht leides mir geschicht

Mit fuoge ichs tougenlichen trage,

Reinmar der Alte.


Eine gleichfalls veraltete Bedeutung. 3) * Bequeme Zeit, gute Gelegenheit.


Darnach als den knecht daucht sein füg,

Theuerd. Kap. 26,


als er seine Zeit ersah.


Nun ist mein Fug

Khomen das ich mich understee

In zu bringen in leyd vnnd weh,

Theuerd. Kap. 75.


Zum Fliehen fehlt mir Fug und Macht,

Opitz.


Wo irgend Fug kann werden,

Die Wahrheit wiederum zu reden hin auf Erden,

Opitz.


Auch diese Bedeutung ist im Hochdeutschen nicht mehr gangbar.

4) * Bequemlichkeit; ein gleichfalls veralteter Gebrauch.


Hierumb so es nun wer ewr fug

So wolten wir reyten darvon,

Theuerd.


so es euch beliebig wäre.


Wo nirgend Städte stehen,

Da Fug zu wohnen sey,

Opitz Ps. 107.


S. Unfug und Füglich 2. 5) Recht, Befugniß.


Kunde ich nu mit fuoge erwerben

Das ich ir gelege bi,

Heinrich von Sax.


Fragt nicht ob ihr des habet fueg,

Theuerd. Kap. 7.


In dieser Bedeutung gebraucht man es im Hochdeutschen nur noch ohne Artikel und am häufigsten in der dritten und vierten Endung. Fug und Recht zu etwas haben. Ich thue es mit gutem Fuge, mit allem Fuge.

[338] Wenn Fug und Ursach ist zu brechen,

Opitz.


Nun hab ich guten Fug die Feder hinzulegen,

Günth.


Uns klagst du nicht und hast es Fug,

Lichtw.


S. Befugen, Fuge und Fügen.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 2. Leipzig 1796, S. 338-339.
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