Garn, das

[417] Das Garn, des -es, plur. die -e. 1) Einfache gesponnene Fäden von Flachs, Wolle oder Baumwolle; ohne Plural, außer von mehrern Arten oder Quantitäten. Garn spinnen. Flächsenes Garn, wollenes, baumwollenes Garn. In engerer Bedeutung wird flächsendes oder hänfenes Garn nur schlechthin Garn genannt. S. Garnweber. 2) Ein aus gezwirntem oder zusammen gedrehetem Garne gestricktes Netz so wohl bey den Fischern, als bey den Jägern. Das Garn aufstellen. Wild in das Garn treiben. Einen Wald mit Garnen umstellen. Daher die im gemeinen Leben entlehnten figürlichen Redensarten: jemanden im Garne haben, in seiner Gewalt; einem ins Garn gehen, sich von ihm fangen, hintergehen lassen, ingleichen, ihm in sein Gehäge gehen; einen aus dem Garne lassen, u.s.f. In engerm Verstande nennen die Fischer nur die großen Netze, welche gezogen werden, und nicht sackförmig gestrickt sind, Garne, zum Unterschiede von den Watten, Schleppsäcken u.s.f. Dagegen pflegen die Jäger nur die Netze von schwachen Fäden, welche zum höchsten neun Fäden haben, Garne, die von stärkern aber Netze zu nennen. 3) Der zweyte Magen der wiederkauenden Thiere, vielleicht wegen einiger Ähnlichkeit mit einem Fischer- oder Jägergarne. Bey einigen führet er auch den Nahmen der Mütze.

Anm. So fern dieses Wort ein Gespinst bedeutet, lautet es bey dem Ottdried Garno, im Nieders. Garen, im Dän. und Schwed. Garn, im Angels. Gearn, im Engl. Yarn. Ihre leitet es von dem Holländ. gaëren, gittern, gattern, her; allein es gehöret mit mehrerm Rechte zu dem alten garen, bereiten, Engl. to gare; S. Gar und Gärben.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 2. Leipzig 1796, S. 417.
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