Gassenhauer, der

[427] Der Gassenhauer, des -s, plur. ut nom. sing. ein schlechtes Lied, welches von dem Pöbel auf allen Gassen gesungen wird; ein Gassenlied. Ingleichen die Melodie eines solchen auf allen Gassen bekannten Liedes.

Anm. Die letzte Hälfte dieses Wortes ist noch dunkel. Frisch leitet sie von dem Hauen oder Wetzen der Studenten auf den Gassen her. Die Dänische Benennung Gadevise ist deutlicher, eine Gassenweise, oder Gassenlied. Im Schwedischen heißt ein solcher Gassenhauer Slagdaenga, und in Schonen Hadaenga. Ihre leitet diesen Nahmen von S. Legenda her, obgleich daenga schlagen, stoßen bedeutet. Die Französische Benennung, Vaudeville, soll zu Franz I Zeiten aufgekommen seyn, da Olivier Basselin, ein Walkmüller zu Vire in Nieder-Normandie, sie erfunden. Man habe sie daher Vaux-de-Vire genannt, weil sie in dem Vallée oder Vaux zu Vire gesungen worden, zum Unterschiede von der Villanelle, einem Dorfliede. Das Spanische Passa-calla ist gleichfalls ein Gassenhauer. Matthesius sagt in der Joachimsthalischen Chronik: »1546 unter dem Organisten Nickel Haldeck sind die Gassenhauer aus der Kirche kommen.«

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 2. Leipzig 1796, S. 427.
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