Gedulden

[468] Gedulden, verb. reg. reciproc. Geduld haben, in den drey ersten Bedeutungen des Hauptwortes. 1) Mit Gelassenheit an einem Orte verharren. Gedulden sie sich noch einen Augenblick hier. Ingleichen mit Gelassenheit warten. Nun, nun, gedulden sie sich immer, es wird am längsten gewähret haben. Gedulden sie sich nur bis um vier Uhr. 2) Widerwärtigkeiten, Schmerzen mit Mäßigung ertragen. Gedulden sie sich; es wird noch alles gut werden. 3) Nachsicht gegen die Fehler anderer haben, doch nur von der Nachsicht, welche man gegen einen säumigen Schuldner hat, im gemeinen Leben. Ich habe mich schon zu lange geduldet.

Anm. Bey dem Kero kedulten, bey dem Ottfried gidualen, wo es aber auch für das einfache dulden gebraucht wurde. Noch jetzt sagt man im Oberdeutschen, alles gedulden, für dulden, leiden.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 2. Leipzig 1796, S. 468.
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