Gemüthlich

[556] Gemüthlich, adv. welches nur im gemeinen Leben üblich ist, und von einer Neigung oder Munterkeit des Gemüthes gebraucht wird, deren Bewegungsgrund man nicht deutlich einsiehet. Es ist mir heute nicht gemüthlich, spazieren zu gehen, ich habe keine Neigung dazu. Die Munterkeit des Gemüthes, oder wie es einige ausdrucken, daß es ihnen so gemüthlich sey, ist kein Zeichen der Rechtmäßigkeit einer Handlung, Baumg.

Anm. Es stammet wohl zunächst von dem veralteten gemeit, froh, angenehm, her, welches bey den Schwäbischen Dichtern sehr häufig ist. Der bluomen gemeit sin, sich über die Blumen freuen. Des wart der böse hunt gemeit, darüber ward der böse Hund froh, muthig. S. Gemüth, Anm.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 2. Leipzig 1796, S. 556.
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