Gewicht, das

[661] Das Gewicht, des -es, plur. die -e, im gemeinen Leben -er, von dem Zeitworte wägen oder wiegen. 1. Als ein Abstractum, das Maß der Schwere zu bezeichnen; ohne Plural. 1) Eigentlich. Der Ducaten hat sein gehöriges Gewicht. Etwas nach dem Gewichte, nach der abgemessenen Schwere, kaufen. Das Gewicht halten, das gehörige Maß der Schwere haben. Der Stein hält zehen Pfund am Gewichte. Der Ochse hat ein großes Gewicht. Und die goldenen Stirnbande machten am Gewicht tausend – Sekel, Richt. 8, 26. Das Gewicht seines Panzers war fünf tausend Sekel, 1 Sam. 17, 5. 2) In engerer Bedeutung, die Art und Weise dieses Wortes. Ein Centner Leipziger Gewicht, wie es in Leipzig üblich ist. Zehen Pfund Fleischergewicht, nach welchem das Fleisch gewogen wird, im Gegensatze des Kramergewichtes. So auch schwer Gewicht, leicht Gewicht. 3) Figürlich. (a) Die Erheblichkeit einer Sache, ihr Zusammenhang mit andern, ihre Folgen, ihre Wirkungen. Diese Lehre, diese Wahrheit ist von großem Gewichte. Das ist eine Sache von großem Gewichte. (b) Innere Stärke, in einigen Arten des Ausdruckes. Den Übeln, die uns bevorstehen, durch Furcht ein größerer Gewicht geben, als sie wirklich haben, sie größer, schmerzhafter machen. (c) Nachdruck, Einfluß aus den Willen. Lehren ohne Gewicht, welche nicht zugleich auf den Willen wirken. Gründe, deren Gewicht unläugbar ist. Seinen Ermahnungen ein Gewicht geben, sie mit kräftigen Bewegungsgründen begleiten. (d) Das Gewicht der Schreibart, das Verhältniß der Sachen gegen die Zahl der Worte, und in engerer Bedeutung, die Eigenschaften, da mit wenig Worten viel gesagt wird. 2. Als ein Concretum, Diminut. Gewichtchen, Oberd. Gewichtlein, ein Körper von bestimmter Schwere, wornach das Maß der Schwere anderer Körper erforschet wird. Ein eisernes, bleyernes, messingenes Gewicht. Ein Pfundgewicht, Centnergewicht, Lothgewicht u.s.f.

Anm. Im Schwabensp. Geuaege, im Nieders. Wigt, im Schwed. Wigt, im Engl. Weight, im Pohln. Gwicht. Siehe Wägen, ingleichen Gegengewicht, Gleichgewicht, Übergewicht[661] u.s.f. wo Gewicht in weiterer Bedeutung zuweilen auch für Schwere und Last gebraucht wird.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 2. Leipzig 1796, S. 661-662.
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