Götze, der

[764] Der Götze, des -n, plur. die -n. 1) Eine erdichtete Gottheit, in welcher jetzt ungewöhnlichen Bedeutung es einige Mahl in der Deutschen Bibel vorzukommen scheinet. 2) Das körperliche Bild einer solchen erdichteten Gottheit, und in engerer Bedeutung, ein solches durch die Kunst verfertigtes körperliches Bild; mit einem glimpflichern Ausdrucke ein Abgott, Idolum. Rahel stahl ihres Vaters Götzen, 1 Mos. 31, 19. Jener Götzen sind Silber und Gold, von Menschen Händen gemacht, Ps. 115, 4. Die Götzen der Lappländer sind unförmliche Steine. 3) Figürlich, aber nur im verächtlichen Verstande, ein jeder Gegenstand einer übertriebenen Verehrung oder Hochschätzung. Ich bin seit einer Stunde darüber her, diesen Götzen meines Herzens zu zerstören.

Anm. In den ältern Oberdeutschen Schriften findet sich dieses Wort nicht. Es scheinet ein Diminutivum von Gott zu seyn, woraus denn der verächtliche Nebenbegriff, der demselben anklebet, begreiflich wird. Im mittlern Lat. kommt Deunculus gleichfalls von einem Götzen vor. Die Isländische Sprache hat darin etwas besondres, daß sie den wahren Gott im männlichen Geschlechte Gud, einen erdichteten Gott aber und dessen körperliches Bild, im ungewissen God, Godit, nennet. Indessen stehet es noch dahin, ob unser Deutsches Götze auch wirklich von Gott abstammet, und nicht vielmehr von gießen, im Alemannischen ehedem giozan, oder auch von dem veralteten gesten, bilden, wovon Frisch aus dem Pictorius das veraltete entgesten, entstellen, anführet; so daß Götze eigentlich ein jedes körperliches Bild, ein gegossenes oder geschnitztes Bild, und in engerm Verstande ein solches Bild eines Gottes bezeichnen würde. S. Öhlgötz. Im Schwed. bedeutet Gott, und im Isländ. Gjätt, eine Pfoste.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 2. Leipzig 1796, S. 764.
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