Greif, der

[793] Der Greif, des -es, plur. die -e. 1) Ein erdichtetes Ungeheuer der Alten und Neuern, dessen schon bey dem Herodotus Meldung geschiehet, und welches gemeiniglich als ein geflügelter Löwe beschrieben wurde; Gryps, Gryphus, in dem alten Gedichte auf den heil. Anno Grif, im Dän. Grib, im Pohln. und Böhm. Gryf, im mittlern Lat. Griffus, im Engl. Griffin und Griffon. Es hat den Nahmen unstreitig von dem Zeitworte greifen, nicht so wohl wegen seiner Gefräßigkeit, als vielmehr wegen der ihm beygelegten Lüsternheit nach Gold, Silber und Edelsteinen, die es mit außerordentlicher Geitze zusammen scharren und bewachen soll; daher bey den Schweden ein Schatz und eine jede kostbare Sache noch jetzt Grip genannt wird. 2) Bey den neuern Schriftstellern des Naturreiches ist die größte Art Geyer, welche in den heißen Ländern angetroffen und in dem mittägigen Amerika Cuntur genannt wird, Vultur Gryps Klein. unter dem Nahmen des Greifes oder Greifgeyers bekannt. Er ist mit ausgebreiteten Flügeln oft 16 bis 18 Fuß groß, und wird alsdann nicht nur den Schafen, sondern auch den Kälbern und Menschen gefährlich.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 2. Leipzig 1796, S. 793.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien: