Greif [2]

[272] Greif, Martin, Dichter, geb. 18. Juni 1839 in Speyer, Sohn des Regierungsrats Max Frey (vormals Kabinettsrats des Königs Otto von Griechenland), der später nach München versetzt wurde, machte in letztgenannter Stadt seine Studien, trat dann in das bayrische Militär, wurde 1859 Offizier, nahm aber 1867, um ganz seiner Neigung zur schönen Literatur folgen zu können, seinen Abschied und hat zurzeit seinen Wohnsitz in München, von wo aus er Reisen nach England, Holland, Spanien, Dänemark, Italien etc. unternahm. Unter seinem Familiennamen Friedr. Herm. Frey veröffentlichte er das Drama »Hans Sachs« (Augsb. 1866, neue Ausg. 1894); unter dem Namen Martin G., den er seit 1882 mit landesherrlicher Bewilligung auch als bürgerlichen Namen führt, folgten sodann: »Gedichte« (Stuttg. 1868, 7. Aufl. 1903); die Trauerspiele: »Corfiz Ulfeldt, der Reichshofmeister von Dänemark« (Münch. 1873; 2. Aufl., Wien 1876), »Nero« (das. 1877) und »Marino Falieri« (das. 1878); das Festspiel »Walters Rückkehr in die Heimat«, das vaterländische Schauspiel »Prinz Engen« (Kassel 1880; 3. Aufl., Leipz. 1903); die Schauspiele: »Heinrich der Löwe« und »Die Pfalz im Rhein« (beide Stuttg. 1887); das Trauerspiel »Konradin, der letzte Hohenstaufe« (das. 1889); das Schauspiel »Ludwig der Bayer« (das. 1891; 2. Aufl., Leipz. 1904), das in Kraiburg in Oberbayern als Volksfestspiel zuletzt im Sommer 1904 gespielt wurde; »Francesca da Rimini«, Tragödie (das. 1892), »Agnes Bernauer, der Engel von Augsburg« (das. 1894); zu Bismarcks 80. Geburtstag das Festspiel »Das erste Blatt zum Heldenkranz« (Wittenb. 1895); das vaterländische Schauspiel »General York« (Leipz. 1899) und das originelle Werk »Schillers Demetrius« (das. 1901), worin nach Mitteilung von Schillers Fragment der Autor selbst in einer epilogischen Dichtung gefeiert wird. Neuerdings veröffentlichte G. eine zweite Gedichtsammlung u. d. T. »Neue Lieder und Mären« (Leipz. 1902). G. ist einer der bedeutendsten Lyriker unsrer Zeit. Seine Gedichte zeichnen sich durch zarte und tiefe Empfindung, zumal aber durch ihre schöpferische Sprachgewalt, durch Anschaulichkeit und Schönheit der Naturbilder und Adel der Gedanken aus. Träumerische Schwermut erfüllt seine Seele, aber er hat auch für das Pathos nationaler Begeisterung in Hymnen (auf Bismarck u. a.) und den »Deutschen Gedenkblättern« (Stuttg. 1875) kräftige Töne gefunden. In den Dramen hat er vaterländisch bayrische Stoffe mit Vorliebe behandelt, doch ist er in der Charakteristik zu schlicht, um bei der Schwäche seiner einfachen Erfindungen nachhaltige Wirkungen erzielen zu können. Vgl. Bayersdorfer, Ein elementarer Lyriker, Martin G. (Wien 1872); Otto Lyon, Martin G. als Lyriker und Dramatiker (Leipz. 1889); Prem, Martin G. (2. Aufl., das. 1895); Siegen, Martin G. (das. 1898); K. Fuchs, Martin G. (Wien 1900).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 8. Leipzig 1907, S. 272.
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