Bayer

[495] Bayer, 1) Johann, Astronom, geb. 1572 zu Rain in Bayern, gest. 7. März 1625 als Rechtsanwalt in Augsburg, führte in seiner »Uranometria« (Augsb. 1603; auch Ulm 1648 und 1661) die griechischen und römischen Buchstaben zur Bezeichnung der Sterne ein.

2) Hieronymus von, Prozessualist, geb. 21. Sept. 1792 zu Rauris im Salzburgischen, gest. 13. Juni 1876 in München, wurde 1819 zum außerordentlichen, 1822 zum ordentlichen Professor zu Landshut befördert und 1826 mit der Universität von Landshut nach München versetzt, wo er bis zu seinem Tod als Rechtslehrer tätig war. Seine Schriften sind: »Über die Änderung des Klaglibells« (Landsh. 1819); »Vorträge über den gemeinen ordentlichen Zivilprozeß« (Münch. 1828, 10. Aufl. 1869); »Theorie der summarischen Prozesse« (das. 1830, 7. Aufl 1859); »Theorie des Konkursprozesses« (das. 1836, 4. Aufl. 1850; 2. Abdruck 1868).

3) Joseph, Ästhetiker und Kunsthistoriker, geb. 13. Juni 1827 in Prag, studierte daselbst die Rechte, wandte sich ästhetischen Studien zu, habilitierte sich 1865 für Ästhetik und neuere deutsche Literaturgeschichte an der Universität zu Prag, war 1866–71 Lehrer der deutschen Sprache und Literatur an der Handelsakademie und seit 1868 Dozent der Geschichte der Baukunst am Polytechnikum daselbst und wurde 1871 zum außerordentlichen, 1892 zum ordentlichen Professor der Ästhetik an der technischen Hochschule in Wien ernannt. B. schrieb: »Ästhetik in Umrissen« (Prag 1863, 2 Bde.); »Von Gottsched bis Schiller. Vorlesungen über die klassische Zeit des deutschen Dramas« (das. 1863, 2. vermehrte Ausg. 1869); »Aus Italien. Kultur- und kunstgeschichtliche Bilder und Studien« (Leipz. 1885); »Das neue k. k. Hofburgtheater als Bauwerk etc.« (Wien 1894 ff., Ergänzung 1900). B. gehört zu den hervorragendsten Kritikern und Essayisten Deutsch-Österreichs; 1872–83 schrieb er die Berichte über das Burgtheater in der Wiener »Presse«.

4) Konrad, Schachspieler, geb. 10. Nov. 1828, gest. 20. Sept. 1897 als Advokat und Handelskammersekretär in Olmütz. Ihm gebührt vornehmlich das Verdienst, der deutschen Problemkunst in den 1850er Jahren einen mächtigen Antrieb gegeben zu haben, der schnell auf die Bahn moderner Vollendung führte. Von Bayers Siegen in Aufgabenturnieren seien erwähnt: Era-Bewerbung 1856; Régence-Turnier 1860; britische Turniere 1862 und 1866.

5) Robert von, unter dem Namen Robert Byr bekannter Schriftsteller, geb. 15. April 1835 in Bregenz, gest. 30. Juni 1902 in Baden bei Wien, trat 1852 als Leutnant in die Armee, wurde 1859 Rittmeister und war während des italienischen Feldzuges dem Generalstab zugeteilt. Nach dem Friedensschluß widmete sich B. der Literatur, veröffentlichte zunächst die »Kantonierungsbilder« (Prag 1860), schied 1862 aus dem aktiven Tienst und siedelte nach seinem Geburtsort über. Das Soldatenleben hat er außerdem geschildert in dem Roman »Österreichische Garnisonen« (Hamb. 1863, 4 Bde.); auch »Anno Neun und Dreizehn« (Innsbr. 1865), biographische Bilder aus den deutschen Befreiungskämpfen, verrät den Offizier. Seitdem hat B. jährlich einen neuen Roman geschrieben und ist ein beliebter Unterhaltungsschriftsteller geworden. Gegen Franz Hedrichs Angriffe auf seinen Schwager Alfred Meißner schrieb er: »Die Antwort Alfred Meißners« (Münch. 1889), eine warme Verteidigung des Dichters.

6) Th. von Bayer*, Schriftstellername der Prinzessin Therese von Bayern (s. Luitpold).

7) Joseph Jakob und Adolf von, s. Baeyer (S. 260 f.).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1905, S. 495.
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