Hofburgtheater

[414] Hofburgtheater (Burgtheater), das vornehmste, vom Kaiser von Österreich unterhaltene Schauspielhaus Wiens, dessen Hauptstätte bis 12. Okt. 1888 das ehemalige, an die Hofburg anstoßende Ballhaus war, an dessen Stelle dann der neue, 13. Okt. 1888 eingeweihte Prachtbau trat, der nach den Plänen von Semper und Hasenauer von letzterm am Franzensring errichtet worden ist (s. Tafel »Wiener Bauten I«, Fig. 1, und II, Fig. 2). Der Ursprung des Hofburgtheaters fällt in das Jahr 1741, wo Kaiserin Maria Theresia den Befehl gab, das Ballhaus in ein Opern- und Schauspielhaus umzuwandeln. Der Umbau erfolgte aber erst 1748–56. Bis 1752 wurden darin italienische Opern und deutsche Schauspiele ausgeführt, dann wurde es dem französischen Schauspiel eingeräumt, das bis 1772 die Herrschaft hatte Zu einer Stätte der deutschen Schauspielkunst wurde es erst 1776 durch Kaiser Joseph II. Von 1798–1807 war das H. an den Truchseß Peter v. Braun, von 1807–21 an die Theaterunternehmungsgesellschaft.[414] verpachtet. 1821 wurde Graf Moritz Dietrichstein zum Direktor des Hofburgtheaters ernannt, das 1826 dem Oberstkämmerer unterstellt wurde. Unter Dietrichstein waren Schreyvogel, J. L. Deinhardstein und Franz v. Holbein als artistische Sekretäre und Direktoren tätig. 1849 wurde Heinrich Laube artistischer Direktor, und mit ihm beginnt die eigentliche Glanzzeit des Hofburgtheaters. Nach seinem Rücktritt 1867 war Oberregisseur August Wolff vom Hoftheater in Mannheim artistischer Leiter. An seine Stelle trat 1871 Franz Dingelstedt, der bis 1881 Direktor war. Ihm folgte Adolf Wilbrandt (1881–87). Nachdem det Schauspieler Sonnenthal eine Zeitlang die Leitung provisorisch innegehabt, wurde August Förster 1. Nov. 1888 als Direktor des Instituts eingeführt. Als er nach einjähriger Tätigkeit starb, wurde der artistische Sekretär Max Burckhard (s. d.), früherer Ministerialbeamter, 12. Mai 1890 zum Direktor ernannt, dessen Tätigkeit bis Ende 1897 währte. An seine Stelle trat der Schriftsteller Paul Schlenther (s. d.). Vgl. Laube, Das Burgtheater (2. Aufl., Leipz. 1891); Wlassack, Chronik des k. k. Hofburgtheaters (Wien 1876); Teuber, Geschichte des Hofburgtheaters (das. 1896); R. Lothar, Das Wiener Burgtheater (Leipz. 1900).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 9. Leipzig 1907, S. 414-415.
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