Habe, die

[874] Die Habe, plur. inus. von dem Zeitworte haben. 1) * So fern es halten bedeutet, wird es im Oberdeutschen, nicht aber im Hochdeutschen, für Haltung, Festigkeit gebraucht.


Das pyrg was faul und het kein hab,

Theuerd. Kap. 69.


Das Geleyt

Was scharf, stickel an (ohne) all hab,

Theuerd. Kap. 40.


S. Gehäbig. 2) Derjenige Theil, wobey man ein Ding hält, S. Handhabe. 3) So fern es besitzen bedeutet, alles was man besitzet, besonders zeitliches Vermögen. Also nahm Abraham sein Weib -mit aller ihrer Habe, die sie gewonnen hatten,[874] 1. Mos. 12, 5. Denn ihre Habe war groß, Kap. 13, 6. Daß ihr eine bessere – Habe im Himmel habet, Ebr. 10, 34. Im Hochdeutschen wird es außer der dichterischen Schreibart wenig mehr gebraucht.


Und Ehre, Glück und Habe

Verläßt mich doch im Grabe,

Gell. Lied.


Nur im gemeinen Leben sagt man noch Hab und Gut, jemandes sämmtliches Vermögen auszudrucken, wo Habe in engerer Bedeutung das bewegliche, Gut aber das unbewegliche Vermögen bezeichnet. S. Habseligkeit.

Anm. bey dem Willeram im Plural Habido, bey dem Stryker und dem Winsbeck Habe, im Nieders. Have, ehedem Havede, im Angels. Haefe, im Schwed. Håfwor, Haefd, im mittlern Lat. Averium, Averia, wodurch in engerer Bedeutung auch Zugvieh, das vornehmste Stück der ehemaligen Habe, verstanden wurde. Es war einer von Gottscheds seltsamen Einfällen, daß er dieses Wort Haabe geschrieben wissen wollte, um es von dem Zeitworte ich habe zu unterscheiden.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 2. Leipzig 1796, S. 874-875.
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