Hain, der

[905] Der Hain, des -es, plur. die -e, ein Wort, welches von Hag abstammet, und ehedem eben dieselben Bedeutungen hatte, daher haynen im Holländischen noch jetzt so viel als zäunen bedeutet. Besonders war es ehedem von einem gehägeten Walde sehr üblich, da es denn mit Forst überein kam, und in diesem Verstande noch in den eigenthümlichen Nahmen vieler Orte vorkommt, z.B. Großenhain, Ziegenhain, Lichtenhain u.s.f. wofür es in andern hahn, in andern ham, und in noch andern hagen lautet. Es wurde alsdann von einem jeden gehägten Gehölze, und in weiterer Bedeutung von einem jeden Walde gebraucht, er mochte groß oder klein seyn. In dem gemeinen Sprachgebrauche der Hochdeutschen ist es in dieser Bedeutung veraltet, wo es nur noch in der höhern und dichterischen Schreibart von einem jeden Walde, am häufigsten aber von einem kleinern Gehölze gebraucht wird.


Wie lieblich flistert dort im Hain

Der schlanken Espen furchtsam Laub!

Kleist.


In der Deutschen Bibel kommt es sehr häufig in der Bedeutung eines heiligen, einer Gottheit gewidmeten Waldes vor, wo es 1 Sam. 22, 6 auch von einigen Bäumen gebraucht zu seyn scheinet: Als nun Saul wohnete zu Gibea, unter einem Hain in Rama. Ja 2 Kön. 23, 6 bezeichnet es auf eine sonst ungewöhnliche Art gar einen Hain- oder Waldgötzen: Und ließ den Hain aus dem Haus des Herren führen hinaus vor Jerusalem, in Bach Kidron, und verbrannte ihn u.s.f.

Anm. Hain, bey dem Stryker Heinic, im Wendischen Hai, Hain, ein Wald, ist aus Hagen zusammen gezogen, daher es zur Bezeichnung des ausgestoßenen Gaumenlautes auch von einigen Hayn geschrieben wird, so ungern auch die Hochdeutsche Mundart sonst den Doppellaut ay duldet. S. Hag und Ham.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 2. Leipzig 1796, S. 905.
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