Harfe, die

[972] Die Harfe, plur. die -n, ein musikalisches Instrument, in Gestalt eines Dreyeckes, welches mit den Fingern gekniffen wird. Auf der Harfe spielen. Die Harfe spielen oder schlagen, auf der Harfe spielen können. S. Davids-Harfe und Spitzharfe. Figürlich wird auch eine Kornfege oder Kornrolle, d.i. ein stehendes viereckiges Drahtsieb, vermuthlich um der Ähnlichkeit der Saiten willen, in einigen Gegenden eine Harfe, Schwed. Harpa, genannt. Die Deutsch redenden Wenden in Krain u.s.f. nennen einen an den Seiten offenen Schuppen, worin sie das Getreide trocknen, gleichfalls wegen einiger Ähnlichkeit in der Gestalt, eine Harpfe oder Harfe.

Anm. Schon bey dem Ottfried Harpha, bey den Schwäbischen Dichtern Harphe, im Angels. Hearpe, Earpe, im Engl. Harp, im Dän. Harpe, Schwed. Harpa, Isländ. Haurpa, Franz. Harpe, im Ital. und mittlern Lat. Harpa. Im Oberdeutschen spricht man sehr deutlich Harpfe, daher es auch von vielen so geschrieben wird; allein im Hochdeutschen lässet man weiter nichts als ein gewöhnliches f hören. Es ist ein sehr altes Instrument, welches, wenigstens seinen wesentlichen Theilen nach, schon zu Davids Zeiten bekannt war. Die Deutschen[972] haben es vermuthlich von ihren Nachbarn, und mit demselben auch dessen Nahmen bekommen; daher Frischens Ableitung von dem Griech. ἁρπƞ, eine Klaue, Sichel, im mittlern Lat. Harpa, wegen der zum Spielen nöthigen Krümme der Finger, und Dieterichs von Stade Ableitung von haren, schreyen, rufen, sehr ungewiß und willkührlich sind. S. indessen 2. Harfen. Jemanden an der Harpfen schlagen, oder mit Ruthen streichen, war in Straßburg im 14ten Jahrh. eine Art der Strafe.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 2. Leipzig 1796, S. 972-973.
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