Harfe [1]

[35] Harfe, 1) (ital. Arpa, fr. Harpe), ein schon den Hebräern, Ägyptiern u. Griechen bekanntes Saiteninstrument, von verschiedener Art u. Form. Bei den Hebräern war die H. (Nabal) nach Cassiodorus einem umgekehrten Delta (∇) ähnlich, nach Hieronymus viereckig, hatte 12 Saiten u. wurde mit zwei Händen gespielt. Auf alten, bes. ägyptischen Bildern kommt die H. in ähnlicher Form wie jetzt vor. Die jetzt gebräuchlichen H-n sind: a) die Doppel- od. Davids-H., in Form eines Dreiecks, dessen längste Seite (Corpus) etwas geschweift ist u. von unten nach oben konisch zuläuft. Das Corpus besteht aus einer Resonanzdecke, einem Boden u. den Seitenwänden (Zargen). Auf der Resonanzdecke befinden sich mehrere Schalllöcher u. eine längs der Mitte laufende schmale Leiste mit Löchern versehen, worein die mit einem Knoten versehenen Darmsaiten gesteckt u. durch hölzerne Stifte (Baron), mit Knöpfchen befestigt werden. Am oberen schwachen Ende des Corpus ist der Hals eingefügt, in Form eines wenig gekrümmten liegenden S, worein eiserne Stifte (Wirbel) laufen, woran u. wodurch die Saiten befestigt u. mit dem Harfenschlüssel gestimmt werden. Den Hals unterstützt eine Stange (Baron-[Baren-] stange), welche davon in gerader Richtung bis zum Ende des Corpus läuft. Die H. hat einen Umfang von 4–5 Octaven, aber nur in diatonischer Ordnung, die halben Töne gewinnt man durch bewegliche Haken, im Halse befestigt, die sich an die Saite anlegen, od. durch festes Anlegen des Daumennagels an das obere Ende der Saite. Diese Unvollkommenheit gab Veranlassung zur Erfindung b) der Pedal-H., wo am unteren Ende des Corpus ein Pedal von sieben Tritten angebracht ist, welche einzeln od. zusammen getreten werden. Durch jeden dieser Tritte werden Federn in Bewegung gesetzt, welche im Halse liegen u. die halben Töne hervorbringen. Der Harfenspieler (Harfenist) sitzt u. nimmt die gewöhnliche od. Pedal-H. zwischen die Knie, so daß das Corpus zwischen diesen liegt. Die Saiten werden mit den Fingerspitzen angeschlagen; die linke Hand spielt den Baß, die rechte den Discant. Vgl. Wernich, Versuch einer richtigen Lehrart die H. zu spielen, Berl. 1772; B. Pollet, Harfenschule des Conservatoirs in Paris; H. Backofen, Anleitung zum Harfenspiel mit Bemerkung über die H., Lpz. 1801. c) Die Spitz-H. (Arpanetta, Arpinella, Flügel-H.), ein verticalstehendes, auf beiden Seiten mit Resonanzböden versehenes, unten rechtwinkliches u. oben auf der vorderen Seite in eine Spitze ausgehendes, mit Drahtsaiten bezogenes Saiteninstrument, worauf die Saiten mit den Fingernägeln angeschlagen werden. Der Baß ist mit gelben, der Discant mit weißen Drahtsaiten bezogen. Beim Spiel wird das Instrument auf einen Tisch gelegt. d) Harfenett, eine. kleine H. mit der Spitze in die Höhe stehend. Vgl. Äolsharfe. e) Harpinella, kleine H. in Form einer Apollo-Lyra, 21/2 Fuß hoch, 11/4 Fuß breit u. mit 7 Manualen zum Moduliren der Tonarten. 2) (Astron.), so v.w. Georgsharfe. 3) (Landw.), so v.w. Getreideharfe. 4) H. des Gehirns (Psalterium), s.u. Gehirn, I. A) d).

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 8. Altenburg 1859, S. 35.
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