Held, der

[1094] Der Hêld, des -en, plur. die -en, Fämin. die Heldinn, plur. die -en, eigentlich eine mit vorzüglicher Leibesstärke begabte Person. In dieser Bedeutung war es ehedem sehr gebräuchlich, da nicht nur die Tapferkeit noch größten Theils in der Leibesstärke bestand, sondern da auch diese noch für die erste und glänzendste Fähigkeit gehalten wurde. In den spätern Zeiten nannte man Personen, welche mit einer vorzüglichen Herzhaftigkeit begabet waren, Helden, besonders, wenn sie einen pflichtmäßigen und für viele vortheilhaften Gebrauch davon machten; in welcher Bedeutung es noch jetzt in der edlen und höhern Schreibart üblich ist. Im vorzüglichsten Verstande wird dieses Wort zuweilen von Gott und Christo gebraucht, dessen überlegene Macht und den davon gemachten uns vortheilhaften Gebrauch zu bezeichnen. Der Held in Israel, 1 Sam. 15, 29. Figürlich, eine Person, welche eine gewisse Fertigkeit in einem hohen Grade besitzet. Ein Glaubensheld, bey den Gottesgelehrten. Ein Tugendheld, in der Sittenlehre. Helden Wein zu saufen, Es. 5, 22. Ein berühmter Held im Fressen, Haged. Ein Held im Müßiggehn, Schiebler.

Anm. In dem alten Gedichte auf den heil. Anno Helit und im Plural Helide, bey dem Stryker Helt, im Nieders. gleichfalls Held, im Dän. Heldt, im Angels. Haeleth, im Schwed. Hjelt, ehedem Haelad; alle in der Bedeutung eines mit vorzüglicher Leibesstärke und Herzhaftigkeit versehenen Mannes, in welchem Verstande es so wohl im Deutschen als Schwedischen, besonders bey den Dichtern der mittlern Zeiten, üblich ist. Bey den Schwäbischen Dichtern kommt dieses Wort mehrmahls von Personen ritterlichen Standes vor. So heißt Graf Gerhard von Hoya daselbst, Gherhart helt von der Hoye, Conrad von Würzburg aber, Conrat der helt von Wertzeburc. Im Nieders. scheinet es auch eine vorzügliche mit Schwierigkeiten verbundene Sache zu bezeichnen. Dat heet Held, das ist eine harte Nuß. Die Abstammung dieses alten Wortes ist noch ungewiß. Wachter leitet es von dem alten hellen, streiten, (S. Hellebarde,) Frisch aber von hell, lauter, klar, her. Gudmund Andreä siehet es als das Mittelwort von dem alten Nordischen Zeitworte haela, loben, erheben, an (Hebr. הלל und erkläret es durch einen gepriesenen und berühmten Mann; worin ihm Hickes, Gramm, und nicht undeutlich auch Ihre beyfallen. Allein,[1094] wenn man bedenket, daß der Ursprung dieses Wortes in diejenigen Zeiten fällt, da Leibesstärke und deren geschickte Anwendung, noch für die vornehmste, wo nicht einzige Tugend gehalten wurde, so wird man es lieber zu halten rechnen, von welchem nach einer gewöhnlichen Verwechselung der Hauch- und Blaselaute auch validus und das Nieders. wehlig abzustammen scheinen. S. auch Bald, Anm. 1. Im Hebr. ist #יל, Stärke, und in weiterer Bedeutung Tugend, Tapferkeit, Reichthum, Griech. ειλƞ, ιλƞ, υλƞ. Im Griech. heißt ein Held ƞρως, und selbst unser hart wurde ehedem für stark, fest und tapfer gebraucht; S. Hart Anm. Daß die alten nördlichen und westlichen Bewohner Europens, wegen ihrer vorzüglichen Größe und Leibesstärke von den verzärteltern mittägigen Völkerschaften von diesem Worte den Nahmen Celten bekommen, ist sehr glaublich. Strabo sagt ausdrücklich, sie wären δια επιφανειαν so genannt worden. Übrigens wird dieses Wort im Oberdeutschen häufig nach der Gottsched. zweyten Declination abgeändert, des Heldes, Plur. die Helde, wovon auch in der Deutschen Bibel Beyspiele vorkommen. Ich habe einen Held erwecket, Ps. 89, 20, für einen Helden.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 2. Leipzig 1796, S. 1094-1095.
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