Held [2]

[131] Held, 1) Matthias, Rat Karls V., geboren gegen Ende des 15. Jahrh. zu Arlon in Luxemburg, gest. 1563, studierte die Rechte, ward 1527 Assessor beim Reichskammergericht in Speyer und trat 1530 als Vizekanzler in die Dienste Kaiser Karls V. Als eifriger Katholik bekämpfte er alle den Protestanten zu machenden Zugeständnisse und erstrebte eine Vereinigung der katholischen Stände, die ihm auch 1538 im Nürnberger Bunde gelang. 1536 in den Ritterstand erhoben, zog er sich 1540, durch Granvelle aus der kaiserlichen Gunst verdrängt, nach Köln zurück.

2) Hans Heinrich Ludwig von, preuß. Patriot, geb. 15. Nov. 1764 in Auras bei Breslau, gest. 30. Mai 1842, studierte die Rechte, wurde 1793 preußischer Zolloberrevisor in Posen und ward, als er sich 1797 in Wort und Schrift gegen den Bureaudespotismus des Ministers und Administrators von Südpreußen, Grafen Hoym, erhob, nach Brandenburg versetzt. Die vielfachen Unterschleife und Betrügereien, die unter Hoyms Schutz begangen wurden, schilderte H. in der mit Vorwissen seines Gönners, des Ministers Struensee, insgeheim gedruckten Schrift »Die wahren Jakobiner im preußischen Staat, oder aktenmäßige Darstellung der bösen Ränke und betrügerischen Dienstführung zweier preußischer Staatsminister« (Hoym und Goldbeck). Sie trug die Jahreszahl 1801, statt der Angabe des Druckortes die Bezeichnung »Überall und nirgends« und wurde wegen des schwarzen Umschlags und Schnittes »Das schwarze Buch« genannt. H. sandte anonym ein Exemplar an den König, wurde nach langer Untersuchungshaft mit 18 monatiger Festungshaft in Kolberg bestraft und[131] schrieb, seit Sommer 1803 wieder frei und auf ein Wartegeld gesetzt, zwei feurige, Aufsehen erregende Schriften gegen Napoleon. Seinem Gönner Struensee setzte er eine Ehrentafel in der kleinen Schrift »Struensee. Eine Skizze für diejenigen, denen sein Andenken wert ist« (1805). Unter Hardenberg 1812 als Salzfaktor in Berlin angestellt, verübte er, außerstande, einen durch Diebstahl verursachten Verlust der ihm anvertrauten Salzkasse zu ersetzen, 1842 Selbstmord. Von seinen Schriften nennen wir noch: »Geschichte der drei Belagerungen Kolbergs im Siebenjährigen Krieg« (Berl. 1848). Vgl. Varnhagen von Ense, Biographische Denkmale, Bd. 7; Grünhagen, Zerboni und H. in ihren Konflikten mit der Staatsgewalt 1796–1802 (Berl. 1897).

3) Friedrich Wilhelm Alexander, politischer Abenteurer, geb. 1813 in Neiße, gest. 26. März 1872 in Berlin, trat 1831 als Offizier in das preußische Heer, nahm aber gleich Corvin, Sallet u. a., von dem aussichtslosen Friedensdienst nicht befriedigt, 1835 seinen Abschied, wurde Schauspieler, dann Literat, redigierte seit 1843 in Leipzig mit O. von Corvin (s. Corvin-Wiersbitzki) gemeinschaftlich die »Lokomotive« und gab mit ihm die »Illustrierte Weltgeschichte« heraus. Nach dem Verbot der »Lokomotive« spielte H. in Berlin 1848 als Redakteur des »Volksblattes« und als Volksredner eine nicht unbedeutende Rolle. Als die revolutionäre Bewegung im Sinken war, wurde er 1850 königlicher Torfinspektor in Rynow bei Freienwalde, privatisierte später in Frankfurt a. M., Hamburg und Berlin und schrieb für Theaterblätter, trat 1863 als Redakteur der »Berliner Staatsbürger-Zeitung« wieder in das politische Leben ein und wirkte für die Interessen der Arbeiterpartei, kam aber in den Verdacht, im Solde der Regierung zu stehen, und verlor alles Vertrauen. Er schrieb noch: »Deutschlands Lehrjahre 1848–1860« (Berl. 1859) und den Roman »Die Justizmörder« (das. 1867, 3 Bde.).

4) Joseph von, Rechtsgelehrter, geb. 9. Aug. 1815 in Würzburg, gest. daselbst 19. März 1890, ward daselbst 1841 außerordentlicher, 1843 ordentlicher Professor. Unter seinen literarischen Arbeiten sind als seine Hauptwerke hervorzuheben: »System des Verfassungsrechts der monarchischen Staaten Deutschlands« (Würzb. 1856–57, 2 Bde.); »Staat und Gesellschaft« (Leipz. 1861–65, 3 Bde.); »Grundzüge des allgemeinen Staatsrechts« (das. 1868).

5) Adolf, Nationalökonom, Sohn des vorigen, geb. 10. Mai 1844 in Würzburg, gest. 25. Aug. 1880, studierte in Würzburg, München und Berlin, habilitierte sich 1867 als Privatdozent an der Universität in Bonn, wurde daselbst 1868 außerordentlicher, 1872 ordentlicher Professor und 1880 Professor an der Universität Berlin. Er ertrank bei einer Kahnfahrt auf dem Thuner See. H. gehörte zu den eifrigsten Mitgliedern des Vereins für Sozialpolitik, dessen Sekretär er seit 1873 war, und schrieb: »Careys Sozialwissenschaft und das Merkantilsystem« (Würzb. 1866); »Die Einkommensteuer« (Bonn 1872); »Die deutsche Arbeiterpresse der Gegenwart« (Leipz. 1873); »Grundriß für Vorlesungen über Nationalökonomie« (u. Aufl., Bonn 1878); »Sozialismus, Sozialdemokratie und Sozialpolitik« (Leipz. 1877). Als Frucht eines mehrmaligen Aufenthalts in England hinterließ er »Zwei Bücher zur sozialen Geschichte Englands« (hrsg. von Knapp, Leipz. 1881).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 9. Leipzig 1907, S. 131-132.
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