Knapp

[165] Knapp, 1) Georg Christian, protest. Theolog, geb. 17. Sept. 1753 in Glauchau bei Halle, gest. 14. Okt. 1825 in Halle, wo er 1777 außerordentlicher, 1782 ordentlicher Professor der Theologie, 1785 auch Direktor der Franckeschen Stiftungen geworden war. Er veröffentlichte: »Scripta varii argumenti, maximam partem exegetici atque historici« (Halle 1805, 2 Bde.; 2. Aufl. 1824). Seine »Vorlesungen über die christliche Glaubenslehre« (Halle 1827, 2 Bde.) gab Thilo heraus.

2) Johann Michael, Architekt, geb. 1793 in Stuttgart, gest. daselbst 1856, ging frühzeitig nach Rom, veröffentlichte mit dem Architekten Gutensohn das trefflich gezeichnete Werk »Die Basiliken des christlichen Roms« (50 Foliotafeln, Münch. 1843; neue Ausg. 1864, Par. 1873), zu dem Bunsen den Text schrieb. 1841 kehrte er nach Stuttgart zurück und errichtete daselbst die Jubiläumssäule König Wilhelms (1846). Er erbaute ferner die königliche Adjutantur und eine Anzahl von Privathäusern.

3) Albert, geistlicher Liederdichter, geb. 25. Juli 1798 in Tübingen, gest. 18. Juni 1864 in Stuttgart, studierte in seiner Vaterstadt, wurde 1820 Vikar in Feuerbach, dann in Gaisburg, 1825 Diakonus in Sulz am Neckar, 1835 in Kirchheim unter Teck, 1836 an der Hospitalkirche in Stuttgart, 1839 Archidiakonus an der Stiftskirche, 1845 Stadtpfarrer an der Leonhardskirche daselbst. K. verbindet in seinen Liedern Geistesklarheit mit dem wärmsten religiösen Gefühl. Wir erwähnen: »Christliche Gedichte« (Stuttg. 1829, 2 Bde.; 3. Aufl., Basel 1843); »Neuere Gedichte« (Stuttg. 1834, 2 Bde.); »Gedichte, neueste Folge« (das. 1843); »Herbstblüten« (das. 1859); eine Auswahl seiner Gedichte in 1 Bd. (das. 1854, 2. Aufl. 1868); »Geistliche Lieder«, Auswahl (das. 1864, 2. Aufl. 1887) und eine neue Auswahl (Berl. 1895 u. Leipz. 1903). Von der Beliebtheit seiner Verse zeugen auch die »Tautropfen auf den Pilgerweg. Bibelsprüche auf alle Tage im Jahre, mit Versen aus Knapps Liedern« (12. Aufl., Ludwigsb. 1902). Viele seiner Dichtungen enthält das von ihm 1833–53 herausgegebene Taschenbuch »Christoterpe«. Außerdem erschienen von ihm: »Evangelischer Liederschatz für Kirche, Schule und Haus« (Stuttg. 1837; 4. Aufl., neubearbeitet von Joseph K., 1891); »Hohenstaufen«, ein Zyklus von Gedichten (das. 1839), eine Biographie des Predigers Ludw. Hofacker (6. Aufl., Kalw 1895) und »Gesammelte prosaische Schriften« (Stuttg. 1870–75, 2 Bde.). Vgl. »Albert K., ein Lebensbild« (eigne Aufzeichnungen, fortgeführt von seinem Sohne Joseph K., Stuttg. 1867); Gerok, Albert K. als schwäbischer Dichter (das. 1879). – Sein Sohn Joseph K., geb. 1839 in Stuttgart, gest. 1894 als Stadtpfarrer daselbst, veröffentlichte »Gust. Friedr. Oehler, ein Lebensbild« (Tübing. 1876), »Gedichte« (Ludwigsb. 1880, 2. Aufl. 1884), »Kaiserlieder« (Stuttg. 1888).

4) Friedrich Ludwig, Technolog, geb. 22. Febr. 1814 in Michelstadt, gest. 8. Juni 1904 in Braunschweig, erlernte 1832–35 die Pharmazie, studierte in Gießen und Paris bis 1838, habilitierte sich dann in Gießen, erhielt 1841 die außerordentliche und 1847 die ordentliche Professur der Technologie daselbst, ging 1853 als Professor der technischen Chemie und Betriebsbeamter der königlichen Porzellanmanufaktur[165] nach München und 1863 als Professor der technischen Chemie an das Carolinum in Braunschweig. 1889 trat er in den Ruhestand. K. hat mehrere Untersuchungen auf dem Gebiet der chemischen Technologie, wie über die Schnellessigfabrikation, über antike Bronzen, hydraulischen Mörtel, Zinnbleilegierungen, namentlich aber sehr wichtige Arbeiten über die Lederbereitung geliefert; seine Hauptleistung war das vortreffliche »Lehrbuch der chemischen Technologie« (Braunschw. 1847, 2 Bde.; 3. Aufl. 1865–75), das in bisher unübertroffener Weise Wissenschaft und Praxis miteinander verknüpfte. K. gab auch »Technologische Wandtafeln« (Münch. 1855–63,16 Lfgn.) heraus, schrieb: »Mineralgerbung mit Metallsalzen« (Braunschw. 1892) und übersetzte den 1. Teil von Percys »Metallurgie« (das. 1862).

5) Hermann, Augen- u. Ohrenarzt, geb. 17. März 1832 in Dauborn bei Limburg a. d. Lahn, studierte seit 1851 in München, Würzburg, Berlin, Leipzig, Zürich, Wien, Paris, London und Utrecht, war mehrere Jahre Assistent A. v. Gräfes, habilitierte sich 1860 als Privatdozent in Heidelberg und wurde daselbst 1865 Professor der Augenheilkunde. 1868 gründete er in New York das Ophthalmic and aural Institute, 1882 wurde er daselbst Professor am Medical College der städtischen Universität, 1888 Professor am Columbia College. 1902 trat er in den Ruhestand. K. erwarb sich besondere Verdienste um die physiologische Optik, um die Lehre von den intraokularen Geschwülsten sowie um die operative Technik, besonders der Schiel- und Staroperationen und die mechanische Behandlung des Trachoms. Er schrieb: »Die Krümmung der Hornhaut des menschlichen Auges« (Heidelberg 4860); »Die geschichtliche Entwickelung der Lehre vom Sehen« (Wiesbad. 1862); »Die intraokularen Geschwülste« (Karlsr. 1868); »Cocaïne and its use« (New York 1885); »Investigations on fermentation, putrefaction, and suppuration« (1886); »Cataract extraction without iridectomy« (1887) u. a. Seit 1869 gab er mit Moos das »Archiv für Augen- und Ohrenheilkunde« (deutsch und englisch) heraus, dessen beide Abteilungen seit 1879 getrennt erscheinen als »Archiv für Augenheilkunde« (redigiert von K. und Schweigger) und »Zeitschrift für Ohrenheilkunde« (von K. und Moos).

6) Georg Friedrich, Nationalökonom und Statistiker, Sohn von K. 4), geb. 7. März 1842 in Gießen, studierte in München, Berlin und Göttingen, wurde 1867 Direktor des statistischen Bureaus der Stadt Leipzig, 1869 gleichzeitig außerordentlicher Professor der Nationalökonomie und Statistik an der Universität daselbst und ging 1874 als ordentlicher Professor an die Universität Straßburg. Neben zahlreichen Abhandlungen in Zeitschriften schrieb er: »Über die Ermittelung der Sterblichkeit« (Leipz. 1868); »Die Sterblichkeit in Sachsen« (das. 1869); »Theorie des Bevölkerungswechsels« (Braunschw. 1874); »Die Bauernbefreiung und der Ursprung der Landarbeiter in den ältern Teilen Preußens« (Leipz. 1887, 2 Bde.); »Die Landarbeiter in Knechtschaft und Freiheit« (das. 1891) und »Grundherrschaft und Rittergut«, Vorträge (das. 1897). Seit 1886 veröffentlicht er die »Abhandlungen aus dem staatswissenschaftlichen Seminar zu Straßburg«. Aus dem Nachlaß von Adolf Held gab er »Zwei Bücher zur sozialen Geschichte Englands« (Leipz. 1881) heraus.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 11. Leipzig 1907, S. 165-166.
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