Neckar

[491] Neckar (bei den Römern Nicer, Nicarus und Nicerus), rechtsseitiger Nebenfluß des Rheins im südwestlichen Deutschland, entspringt bei Schwenningen im württembergischen Schwarzwaldkreis in der sogen. Baar, 697 ü. M., fließt zuerst in nördlicher Richtung nach Sulz, wo er Württemberg verläßt, um durch Hohenzollern wieder dahin zurückzukehren, bildet von Kochendorf bis Gundelsheim die Grenze gegen Baden, durch strömt dann Baden in westlicher und nordwestlicher Richtung, tritt unterhalb Heidelberg in die Ebene des Rheintals und mündet, 84 m ü. M., bei Mannheim. Der direkte Abstand der Mündung von der Quelle beträgt nur 165, die Stromentwickelung 397 km, das Stromgebiet 12,416 qkm (225,5 QM.). Die bedeutendsten Zuflüsse sind auf der linken Seite: die Eschach, Glatt, Ammer, Aich, Kersch und der Nesenbach, vor allen aber die Enz, die ein kleines Flußgebiet für sich bildet, ferner die Zaber, der Leinbach und die Elsenz; auf der rechten (von der Alb): die Prim, Schlichem, Eyach, Starzel, Steinlach, Echatz, Erms, Lauter, Fils, Rems, Murr, Kocher und Jagst, Elz und Itter. Das Bett des Flusses liegt teils in Muschelkalk, teils in Keupersandstein und unterscheidet sich dadurch wesentlich von den Schwarzwaldtälern. Das Gebiet des Neckars und seiner Nebenflüsse ist reich an Getreide, Obst und Wein. Von Rottenburg an begleiten Weinberge fast ununterbrochen den Lauf des Flusses; im untern Tale reisen Mandeln, Quitten und Aprikosen in großer Menge. Der Charakter des Tales ist im ganzen mild und freundlich, besonders die an Burgruinen reiche Gegend von Heilbronn bis Heidelberg. Die bedeutendsten Städte am N., meist wichtige Fabrik- und Handelsplätze, sind: Rottweil, Tübingen, Eßlingen, Kannstatt, Marbach, Besigheim, Heilbronn, Wimpfen, Eberbach, Heidelberg und Mannheim. Die Schiffahrt auf dem obern N. (bis Horb) wurde zu Anfang des 18. Jahrh. durch die Herzoge von Württemberg hergestellt; der mittlere und untere Lauf, namentlich von Heilbronn an, war von alters her schiffbar und die Schiffahrt auf demselben frei. Der N. ist von Rottweil an flößbar, von Kannstatt an auf 188 km für kleinere Fahrzeuge, von Heilbronn an auf 115 km für Dampfboote schiffbar. Er bildet die Hauptwasserstraße für den Handel Württembergs. Die Schiffahrt geschieht jetzt nur mit Segelschiffen, doch besteht zwischen Heilbronn und Mannheim auch eine Kettenschleppschiffahrt mit Dampfbetrieb. Von Mannheim gingen 1903 stromaufwärts 1562 beladene Schiffe mit 114,000 Ton. Ladung; es kamen an stromabwärts 2528 Schiffe mit 197,000 T. Ladung; außerdem 84,000 T. Floßholz. Bei der Bergfahrt werden namentlich Steinkohlen und Zuckerrüben, bei der Talfahrt Bau- und Nutzhölzer und Hafer verladen. Außerdem ist die Holzflößerei (mit dem Stapelplatz Mannheim) sehr wichtig. Vgl. Huber, Zur Frage der Einrichtung eines Großschiffahrtsweges auf dem N., Mannheim-Eßlingen (Denkschrift, Stuttg. 1900).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 14. Leipzig 1908, S. 491.
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