Jakobīner

[157] Jakobīner (Jacobins), der Name eines einflußreichen politischen Klubs während der französischen Revolution, der, 1789 zu Versailles von den Abgeordneten der Bretagne als Club breton gegründet, nach der Übersiedelung der Nationalversammlung nach Paris Club des Jacobins genannt wurde, weil er zum Versammlungslokal den Saal des nach dem heil. Jakob benannten Dominikanerklosters in der Straße St.-Honoré hatte, während er sich selbst Gesellschaft der Konstitutionsfreunde (Société des amis de la Constitution) nannte. Seine Häupter waren Dupont, Barnave und Lameth. Bald nahm er auch Mitglieder auf, die nicht zur Nationalversammlung gehörten. Durch Affiliationen bald das ganze Reich umspannend und unter straffer, einheitlicher Leitung stehend, gelangte der Verein bald zu großem Einfluß. Nachdem im Juli 1791 die Gemäßigten ausgeschieden waren, um einen besondern Verein im Kloster der Feuillanten (s. d.) zu bilden, wurden die J. die entschlossenen Führer der revolutionären Volksschichten. Eine große Anzahl der Mitglieder der neuen Gesetzgebenden Versammlung trat in den Klub ein, in dem nun die beiden republikanischen Fraktionen, die Girondisten und die Anhänger Robespierres, Dantons etc., vereinigt waren. Die darauf folgende Entwickelung der Dinge in Frankreich: der Sturz des Königtums, die Berufung des Nationalkonvents etc., war das Werk des Jakobinerklubs. Je mehr die Girondisten sich aus ihm zurückzuziehen begannen, desto ausschließlicher gewann Robespierre in ihm das Übergewicht, und unter seiner Leitung begann nun jenes System des Terrorismus, das alle widerstrebenden Elemente vollends niederschlug. Der Klub hatte in jeder Stadt eine Filiale, die blindlings die Befehle der hauptstädtischen Demagogen ausführte und das Schreckenssystem in allen Provinzialorten verwirklichte. Die Agitation für die Hinrichtung des Königs, der Sturz der Girondisten (Ende Mai 1793), die Aufwiegelung der Massen gegen den besitzenden Mittelstand, die massenhaften Proskriptionen, die seit dem September 1793 ins Leben tretende revolutionäre Propaganda in den angrenzenden Ländern: alles dies ward vornehmlich von den Jakobinern ins Werk gesetzt. Der Vernichtungskampf zwischen den Häuptern der Revolution, der mit dem Sturz Robespierres endete (Juli 1794), hatte auch den Untergang der übermächtigen Stellung des Klubs zur Folge. Am 16. Okt. 1794 erließ der Konvent ein Verbot aller Affiliationen des Klubs, und 11. Nov. d. J. ward dieser endlich geschlossen. Die Überbleibsel des Klubs gründeten im Herbst 1795 den Klub des Panthéon. Die mißlungenen Aufstände vom 12. Germinal und 1. Prairial 1795 sowie Babeufs kommunistische Verschwörung waren erneute Regungen des Jakobinismus, dessen Klub im Februar 1796 vom Direktorium geschlossen wurde. Im Frühjahr 1798 organisierte sich der Klub von neuem in zahlreichen Filialen und beherrschte abermals Gesetzgebung und Verwaltung; allein die gemäßigte Mehrheit in den beiden Räten setzte es durch, daß der nunmehrige Mittelpunkt der J., die Versammlung im Reitsaal, vom Direktorium im August 1798 geschlossen wurde; als sie sich in einen Saal der Rue du Bac zurückzogen, wurden sie auch von hier vertrieben und vereinigten sich nicht wieder. Vgl. Zinkeisen, Der Jakobinerklub (Berl. 1852–53, 2 Tle.); Taine, Origines de la France moderne, Bd. 2: La conquête Jacobine (Par. 1881 u. ö.); Aulard, La société des Jacobins (das. 1889 bis 1897, 6 Bde.).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 10. Leipzig 1907, S. 157.
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