Propaganda

[382] Propaganda (lat., v. propagare, »ausbreiten, verbreiten«), im allgemeinen eine Anstalt, die Ansichten zu verbreiten sucht, besonders die Anstalten für Heidenmission (s. Mission). Im engern Sinne P. (Congregatio de p. fide) wird die von Gregor XV. 1622 in Rom gegründete Gesellschaft zur Verbreitung des Katholizismus unter den Heiden und zur Ausrottung der Ketzerei genannt. Urban VIII. verband damit 1627 das Collegium de propaganda fide zur Ausbildung eingeborner Missionare in den Heidenländern. Berühmt ist das Fest vom 6. Jan., an dem Neden in den verschiedensten Sprachen von diesen Zöglingen gehalten werden. Die P. ist die oberste Behörde in allen Missionsangelegenheiten (s. Römisch-katholische Kirche). Vgl. Mejer, Die P., ihre Provinzen und ihr Recht (Götting. 1852–53, 2 Bde.); Pieper, Die P.-Kongregation und die nordischen Missionen im 17. Jahrhundert (Köln 1886); R. de Martinis, Ins pontificium de Propaganda fide (Rom 1889–98, 7 Bde.). – Dann bezeichnet man mit dem Namen P. auch geheime politische Gesellschaften, die seit der französischen Revolution von 1789 meist von Paris aus durch Emissäre revolutionäre Grundsätze in andre Länder zu verpflanzen suchten. Ähnliche Gesellschaften bildeten sich nach der Julirevolution 1830. – Der Ausdruck P. ist neuerdings auch in die Geschäftssprache übergegangen und bedeutet hier die Gesamtheit der zur Verbreitung von Erzeugnissen (Waren, Schriften) erforderlichen Mittel (Anzeigen, Reklame etc.). – Propaganda machen, für etwas Anhänger zu gewinnen suchen.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 16. Leipzig 1908, S. 382.
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