Panthēon

[367] Panthēon (griech.), ursprünglich ein der Verehrung »aller Götter« geweihter Tempel, dann aber auch Bezeichnung von Gebäuden, die dem Andenken berühmter Männer gewidmet sind. Das berühmteste ist das ursprünglich von Agrippa unter Augustus 27 v. Chr. erbaute, unter Hadrian bis auf die Vorhalle erneuerte P. des Agrippa in Rom, das durch Papst Bonifatius IV. 609 zur christlichen Kirche Santa Maria la Rotonda geweiht wurde. Der Plan des Gebäudes (s. Tafel »Architektur IV«, Fig. 14–16) zeigt eine gewaltige runde Cella mit ringsum auflastender Kuppel und einer rechteckigen vorgebauten Halle mit 16 Säulen von ägyptischem Granit. Die Rotunde, ein mit schönem Ziegelwerk bekleideter Gußmörtelbau größten Maßstabes, ist durch 3 Ringgesimse gegliedert; über dem Krönungsgesims erhebt sich ein 2 m hoher Tambour und dann 6 Stufen, die der kassettierten Kuppel als Streben dienen; diese endigt mit einem großen offenen Auge, durch das allein das Licht einfällt. Das Innere, obschon durch allmähliche Ausplünderung und Wegführung seiner edlen Materialien schwer geschädigt, ist von überwältigender Wirkung. Die Wände werden von 7 Nischen durchbrochen. Von der alten Pracht zeugen noch die 14 herrlichen korinthischen Säulen. Das P. enthält unter anderm die Gräber Raffaels und des ersten Königs des geeinigten Italien, Viktor Emanuel (9. Jan. 1887 enthüllt). Berühmt ist auch das 1764 von Soufflot begonnene P. in Paris (s. Tafel »Architektur XII«, Fig. 6), ursprünglich als Kirche der heil. Genoveva gedacht und als solche auch 1806–30 und 1851–85 benutzt, aber schon 1791 dem Kultus berühmter Franzosen gewidmet (Aux grands Hommes la Patrie reconnaissante) und dieser Bestimmung nach der zweiten Revolution und 1885 zurückgegeben, mit Gemälden aus der Geschichte der heil. Genoveva, des heil. Ludwig, der Jeanne d'Arc etc. von Puvis de Chavannes u.a., und Skulpturen. In den Gruftgewölben befinden sich die Grabmäler und Gräber von Voltaire, Rousseau, Victor Hugo, Soufflot, dem Erbauer des P., und andern großen Männern (s. Paris).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 15. Leipzig 1908, S. 367.
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