Puvis de Chavannes

[471] Puvis de Chavannes (spr. püwĭd'schawānn'), Pierre, franz. Maler, geb. 14. Dez. 1824 in Lyon, gest. 24. Okt. 1898 in Paris, war anfangs ein Schüler von Henri Scheffer, ging dann zum Studium der Meister des 15. Jahrh. nach Italien und vollendete seine Ausbildung bei Couture. Den ersten Erfolg erzielte er 1861 mit zwei großen Gemälden: Krieg und Eintracht, die für das Museum von Amiens erworben wurden. Für das Treppenhaus dieses Museums malte er dann 1863 Arbeit und Ruhe, 1865 Ave Picardia nutrix!, eine Verherrlichung der ländlichen Erwerbszweige der Picardie, und endlich 1882 Pro patria ludus!, die picardische Jugend beim Lanzenwerfen, wofür er die Ehrenmedaille des Salons erhielt. Auch sonst hat er fast ausschließlich dekorative Malereien geschaffen, die er aber nicht a fresco ausführte, sondern auf Leinwand, die dann auf der Wand befestigt wurde. Die hervorragendsten sind vier Episoden aus dem Leben der heil. Genoveva für das Pariser Pantheon, Massilia als griechische Kolonie für das Kapitol in Marseille, der heilige Hain für das Treppenhaus des Palais des Arts in Lyon, das Gemälde für das Amphitheater der Sorbonne, Inter artes et naturam für das Treppenhaus des Museums in Rouen, Sommer und Winter im Pariser Stadthaus, Huldigung an Victor Hugo[471] am Plafond des Treppenhauses der Präfektur daselbst und die Malereien für die Bibliothek in Boston. Charakteristisch für P. sind gedämpfte, meist einem grauen Gesamtton untergeordnete Farben, die nicht die Wirklichkeit vortäuschen, sondern mehr eine gewissermaßen musikalische Stimmung hervorrufen sollen, und eine sehr vereinfachende, die Umrisse stark betonende Zeichnung. Die Gemälde stellen meist idyllische Szenen in antikem Gewand aus einem glücklichen, von aller Erdenschwere befreiten Dasein dar. P. wurde trotz mancher Mängel zum bedeutendsten modernen Vertreter der Monumentalmalerei, weil er deren Aufgabe, den Raum zu schmücken, aber sich ihm unterzuordnen und den Eintretenden in eine gehobene Stimmung zu versetzen, am klarsten erkannt hatte. Von seinen seltenen Tafelbildern ist der Arme Fischer im Pariser Luxembourgmuseum hervorzuheben. Vortreffliche Zeichnungen von ihm besitzen die Pariser städtischen Sammlungen. Vgl. Vachon, P. (Par. 1896, mit 15 Tafeln) und dessen Biographie (das. 1900).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 16. Leipzig 1908, S. 471-472.
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