Corvin-Wiersbitzki

[303] Corvin-Wiersbitzki, Otto Julius Bernhard von, Schriftsteller, geb. 12. Okt. 1812 in Gumbinnen, gest. 3. März 1886 in Wiesbaden, wurde in den Kadettenhäusern zu Potsdam und Berlin erzogen und diente 1830–35 als preußischer Leutnant in Mainz, wo er mit Fr. Sallet befreundet wurde, dann in Saarlouis. Nachdem er 1835 seinen Abschied genommen, lebte er in Frankfurt a. M. und seit 1840 in Leipzig, wo er literarischen Beschäftigungen oblag. Ein entschiedener Demokrat, nahm er im April 1848 am Aufstand in Baden tätigen Anteil, kehrte auch im Mai 1849 nach Baden zurück, verteidigte als Bürgerwehroberst Mannheim bis nach der Schlacht von Waghäusel gegen die Preußen, wurde zuletzt Chef des badischen Generalstabs in Rastatt und leitete die Verteidigung dieser Festung. Nach ihrer Übergabe wurde C. standrechtlich zum Tode verurteilt, aber zu sechsjähriger Einzelhaft begnadigt und verbüßte diese im Zellengefängnis zu Bruchsal. Nach seiner Entlassung (im Oktober 1855) ging er nach London, wo er wieder literarisch tätig war. Während des nordamerikanischen Bürgerkriegs war er Spezialkorrespondent der Augsburger »Allgemeinen Zeitung«, ebenso 1870/71 Korrespondent der »Neuen Freien Presse« vom Kriegsschauplatz. Seit 1874 lebte er zu Wertheim in Baden,[303] von wo er später wieder nach Leipzig übersiedelte. Er erfand das Corviniello (s.d.). Von seinen Schriften sind als die bedeutendern anzuführen: »Abriß der Geschichte der Niederlande bis auf Philipp II.« (Leipz. 1841); »Historische Denkmale des christlichen Fanatismus« (das. 1845, 2 Bde.; 7. Aufl. u. d. T.: »Pfaffenspiegel«, Rudolstadt 1891); »Illustrierte Weltgeschichte« (mit Held, Leipz. 1844–51, 4 Bde.); »Geschichte der Aurora von Königsmark« (das. 1847; 3. Aufl., Rudolst. 1902); »Erinnerungen aus meinem Leben« (Amsterd. 1861, 4 Bde.; 4. Aufl., Rudolst. 1890); »Die goldene Legende. Naturgeschichte der Heiligen« (Bern 1875; 2. Aufl., Rudolst. 1889); »Aus dem Zellengefängnis. Briefe 1848–56« (das. 1884).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1906, S. 303-304.
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