Hofieren (1)

[1243] 1. * Hofieren, verb. reg. act. et neutr. welches in dem letztern Falle das Hülfswort haben bekommt, vermittelst der ausländischen Endung ieren, von Hof, so fern es einen großen Herren und dessen Gefolge, ingleichen eine zahlreiche Versammlung, ein Gastmahl bedeutet, gebildet, jetzt aber veraltet ist. Ehedem gebrauchte man es vornehmlich in folgenden Bedeutungen. 1) Hof halten. 2) Eine Feyerlichkeit begehen, schmausen, Dasselbe jorgezit begingent die Römer -mit groseme hofieren und fröden, Königshoven bey dem Schilter. 3) Jauchzen, jubiliren, seine Freude durch Worte und Geberden an den Tag legen; im Dän. gleichfalls hovere.


Also ich vor ein holtz spaciert

Darinn gar wunnigklich hoffiert

Der vögel schar mit süß und schönen Thönen,

Hans Sachs.


4) Stolziren, prangen, festlich einher gehen; Schwed. höfwera. 5) Einem aufwarten, nach Hofmanier begegnen, ihm schmeicheln. König Ladisla in Ungarn schiede sich von seiner Gemahlin und hofieret einer Heidin, Hagen bey dem Pez. Die dir jetzt hofiren, werden dich verachten, Jer. 4, 30. Wenn die Leute wollten den Tyrannen hofiren, Weish. 14, 21. In dieser Bedeutung kommt es noch zuweilen in der komischen Schreibart vor. 6) Angenehme Empfindungen erwecken, schmeicheln. Die Schleckköche hofieren dem Mund und Appetit, Nyff bey dem Frisch. Keine Arzeney brauchen, die nicht dem Geschmack hofieret, ebend. Daher der Hofierer, der einem Höhern schmeichelt, dagegen ehedem der Hofier einen Hofmann bedeutete. Ehedem hatte man dafür in der 5ten und 6ten Bedeutung auch das Wort höfeln, einem höfeln, ihm aufwarten, aus Schmeicheley allerley kleine Gefälligkeiten erweisen, und die Höfeley, dieses Betragen, welche beyden Wörter von einigen neuern Schriftstellern wieder aufgefrischet worden.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 2. Leipzig 1796, S. 1243.
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