Innerhalb

[1384] Innerhalb, eine Partikel, welche aus dem vorigen Beyworte und dem Hauptworte Halbe zusammen gesetzet ist, in oder an der innern Halbe oder Seite; im Gegensatze des außerhalb. Sie nimmt die zweyte Endung des Hauptwortes zu sich. 1. Eigentlich, von dem Orte. Inrethalp der tuir hat si leider sich verborgen, Reinmar der Alte. Innerhalb der Mauer. Innerhalb der Stadt. Die Wiesen liegen innerhalb der Gränze, des Zaunes. Im Oberdeutschen inner, innert, ennert, innerwärts, im Nieders. binnen. 2. Figürlich, von einer Zeit, für in; und zwar, 1) von derjenigen Zeit, welche zur Hervorbringung einer Sache erfordert wird. Er ist innerhalb zweyer Stunden damit fertig geworden. Innerhalb einer Stunde brannte das ganze Haus ab. In einigen Fällen auch von der Zeitdauer. Die Brunnen werden innerhalb drey Stunden nicht fließen, 4 Esra 6, 24, d.i. drey Stunden lang. S. In I. 7. 3). 2) Von einer künftigen Zeit, wenn etwas geschehen wird, mit dem Nebenbegriffe ihres Anfanges von jetzt an. Ich muß es innerhalb Einer Stunde haben, in Einer Stunde von jetzt an. Innerhalb Monaths Frist, in Einem Monathe von jetzt an. Innerhalb Eines Jahres kann viel geschehen. S. In I. 7. 2). In beyden Fällen der Zeit scheinet es im gemeinen Leben zuweilen die dritte Endung zu haben. Innerhalb drey Tagen, für dreyer Tage. Im Hochdeutschen ist solches ein Fehler, ungeachtet Gottsched, Aichingen und Reichard ihn vertheidigen; daher man in solchen Fällen, wo die zweyte ungewöhnlich klingen sollte, innerhalb fünf Tage, lieber in braucht, in fünf Tagen. Dieses in wird im Hochdeutschen sehr häufig für innerhalb in beyden Bedeutungen der Zeit gebraucht, so wie dafür im Oberdeutschen inner, innert und ennert, und im Niederdeutschen binnen üblich sind. Innert und ennert haben im Oberdeutschen die dritte Endung. Innert dem Rheine, Bluntschli. Innert fünf Jahren, ebend. Woher vermuthlich die fehlerhafte Wortfügung des innerhalb bey einigen Hochdeutschen entstanden ist.

Anm. Schon bey dem Kero innerun halp. Inin halb muotis, Notk. in unserm Gemüthe.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 2. Leipzig 1796, S. 1384.
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