Innere

[1383] Innere, des Beywort, welches vermittelst des e von dem vorigen Vorworte gebildet worden, und keinen Comparativ, wohl aber einen Superlativ hat, der, die, das innerste; was inwendig in einem Dinge ist und geschiehet, in dem Inwendigen gegründet ist, im Gegensatze des äußern. Es ist vornehmlich der höhern und anständigern Schreibart eigen, so wie man im gemeinen Leben dafür innerlich gebraucht. Der innere Vorhof des Tempels. Der innere Theil der Stadt. Das Innere des Hauses. Der innere Rath, in den Städten ein Ausschuß weniger Personen aus dem ganzen Rathe, welche die gewöhnlichen Geschäfte der Stadt besorgen, der kleinere, engere Rath; im Gegensatze des äußern oder größern. Innere Merkmahle,[1383] welche aus einem Dinge selbst ohne Verhältniß gegen andere Dinge hergenommen sind; im Gegensatze der äußern. Das Innere eines Menschen, die Beschaffenheit seines Herzens, seine Empfindungen, Gedanken u.s.f. im Gegensatze seines Äußern. Das Innerste desselben, seine verborgensten, geheimsten Gedanken, Absichten, Empfindungen u.s.f. Sie haben in sein Innerstes hinein geschauet. Einige Gespräche entdeckten mir sein Inneres. Dieser Anschlag kommt recht aus dem Innersten ihres Herzens, Gell. Der innere Zustand eines Menschen, in der Theologie, die Beschaffenheit seines Vorstellungs- und Begehrungsvermögens in Absicht auf Gott; in der mystischen Gottesgelehrsamkeit der innere Mensch. Inneres Leiden, in der Theologie, unangenehme Empfindungen der Verschlimmerung des geistlichen Zustandes; im Gegensatze des äußern Leidens.

Anm. Im Angels. ynner, ynnorst, im Engl. inner. Das r am Ende hat viele verleitet, es für den Comparativ von dem Nebenworte inne zu halten. Allein da dieses r im Superlativ bleibet, so siehet man bald, daß es der Positiv ist, der vermittelst des angehängten e von dem Vorworte inner gemacht worden. Auf eben diese Art stammen die Beywörter der äußere, hintere, untere, von den Vorwörtern außer, hinter und unter her. In der Adverbial-Form ist es eben so wenig gebräuchlich, als die jetzt genannten Beywörter.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 2. Leipzig 1796, S. 1383-1384.
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