Innere Mission

[416] Innere Mission, ein innerhalb des Protestantismus von Wichern, dem Gründer des Rauhen Hauses bei Hamburg, Stahl. Bethman-Hollweg u.a. 1848 in Wittenberg hervorgerufener Verein mit dem Zwecke, der geistigen und leiblichen Noth des evangel. Volkes abzuhelfen, näher um im Bunde mit den protest. Kirchentagen auf der Grundlage der verschiedenen protestant. Glaubensbekenntnisse eine »deutsch-evangelische Kirche« zu erbauen, welche den bisherigen Mangel an Einheit u. Autorität ersetzen soll. Vom Gustav-Adolf-Vereine unterscheidet sich die J. M. wesentlich dadurch, indem sie dem Subjectivismus ein Ende machen und ihre Hauptthätigkeit nicht gegen die kathol. Kirche kehren will; die Mittel für Neubelebung eines religiös-kirchl. Sinnes im Volke sind neben der Austheilung von Bibeln (s. Bibelgesellschaften), im Ganzen den uralten der kathol. Kirche nachgeahmt: Belehrung des Volkes, Gründung von Schulen u. Wohlthätigkeitsanstalten, Vereine für Mägde, Gesellen, Gefangene u. Kranke, Arbeitsnachweis u.s.w. Nachdem die Statuten vom 9. Jan. 1849 bekannt geworden, bildeten sich an vielen Orten Deutschlands Vereine der I.n M.; der Centralausschuß befindet sich zu Berlin und Hamburg, in Berlin zugleich das Hauptbüreau sammt der Vereinskasse, zu Hamburg ein Convict für Studierende der protestant. Theologie, die Niederlage der Bibeln und Tractätlein auf der Wartburg. Auf den mit den jährl. Kirchentagen zusammenfallenden Congreßtagen werden die Jahresberichte erstattet, doch nur den ersten von 1849 fand man zur Veröffentlichung geeignet; Organ der I.n M. sind die »Fliegenden Blätter des Rauhen Hauses bei Hamburg«. Neuestens wurden Klagen über die Hindernisse einer confessionellen Einigung, über große Ebbe in der Vereinskasse sowie über Mangel an Kandidaten der Theologie laut.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1855, Band 3, S. 416.
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